Was kommt heute auf den Suppenteller? Natürliche Tintenfischsuppe!
Heute kocht Jula, 2.Schuljahr, Schule Bunsackerweg, Habenhausen
Zuerst den vorgekochten schwarzen Tintenfisch aus der Barrel-O-Slime-Dose vorsichtig herausfischen und das überschüssige pechschwarze Tintenfischwasser in die Schüssel tropfen lassen. Den
Tintenfisch bitte fest anfassen, er rutscht leicht aus der Hand und schleimt. Am besten geht es mit zwei Fingern. Es wird empfohlen, immer ein Handtuch und eine Rolle Küchenkrepp dabei zu haben!
Den konzentrierten Tintenfischsud jetzt mit einem 1/4 Liter Wasser verdünnen. Die Barrel-O-Slime-Dose gut mit kaltem Wasser ausspülen und die restliche Flüssigkeit ebenfalls in die
Zubereitungsschüssel. Jetzt den glibberigen Tintenfisch vorsichtig in die Flüssigkeit einlegen.
Jetzt weitere Zutaten hinzufügen: Salz, Pfeffer und eine Prise Zucker. Gut durchrühren bevor dann hinzukommt: 5 Enden von jungen, kleinen Karotten noch mit etwas Grünstrunk dran, mehrere Fetzen
von einem Blatt Küchenrolle zum Binden und mehrere glatte Petersilienblätter. Gut durchrühren.
Aus der Masse mit schwarzer Flüssigkeit, Tintenfisch, Karottenenden, Küchenkreppabschnitten und Petersilie nun ein Glas reine Flüssigkeit abnehmen und für spätere Verlängerungen zur Seite
stellen. Die restliche Masse wieder gut durchrühren, dabei darauf achten, dass der Corpus des Tintenfisches möglichst unbeschädigt bleibt. Mit Gewürzen abschmecken, eventuell etwas Salz und
Pfeffer nachgeben.
Jetzt einen Messbecher aus dem Küchenschrank holen und ein großes Sieb zum Passieren. Den Tintenfisch vor dem Passieren wieder herausholen aus der Suppe und ihn durch Hochhalten noch einmal gut
abtropfen lassen bis er sich in seiner Gesamtkonsistenz noch einmal um weitere 4 cm nach unten verlängert. Aber: Aufpassen, dass er nicht auf den Fußboden rutscht und eine Tintenfischschweinerei
verursacht.
Einen 1/2 Liter der Tintenfischsuppenmasse jetzt durch ein feines Sieb in den Messbecher passieren. Dabei, am besten mit dem Handrücken, die vollgesogenen Krepppapierfetzen solange ausquetschen,
bis sie fast wieder trocken sind und ihren originären Papiergeschmack kräftig an die Flüssigkeit abgegeben haben. Die trockenen Papierfetzen danach gleich entsorgen. Auch die
Karottenstummel und die Petersilieblätter gut durchpassieren.
Nun die durchpassierte klare, schwarze, schmackhafte Tintenfischdelikatesse aus dem Messbacher zurück in die Rührschüssel geben und noch einmal 1 - 2 Minuten gut durchrühren. Abschmecken mit
Meersalz, das der Tintenfisch ja von früher gewohnt war, und denselben wieder einlegen. Jetzt nur noch vorsichtig rühren. Eventuell, wenn du hast, ein paar Tropfen Zitrone ran, dann ist es bals
soweit. Noch ein wenig Tintenfischkonzentrat zugeben.
Bevor die Suppe mit dem eingelegten Oktopus jedoch gegessen werden kann, muß noch eine kleine Lebensmittelkontrolle erfolgen. Das Gericht muß mikroskopisch noch auf Algen und Resttinte untersucht
werden. Bei unserem Versuch war alles negativ, keine Spuren von Algen und Tinte. Nun kann es losgehen. Mahlzeit zusammen. Dazu schmeckt ein Stückchen Baguett gut, wer will kann Olivenöl drauf
tröpfeln. Noch besser: Schwarzes Kürbiskernöl!
PAARUNGEN
Kunst- und kulturkritische Beiträge
11. März 2010
Kulturverfall in der Bremer Internet-Kommunikation
von Katharina Loewe
Es rauscht im Bremer Äther. Eine Unzahl von E-Mails, elektronischen Kommentaren und Anzeigen fliegen unkontrolliert und chaotisch durch die Gegend. Die Absender und Absenderinnen der
Botschaften können ungezügelt mit allem um sich werfen, was die Tastaturen so hergeben. Als Empfängerinnen und Empfänger der Botschaften anderer widerum sind sie deren Wurfgeschossen
ebenfalls wehrlos ausgesetzt. Die Akteure sind nicht zu identifizieren, da sie sich leicht hinter Pseudonymen, Niknames und künstlichen Adressen verstecken können. Sie nennen sich
Hans-Hermann, Zorro, der Heinz, die schlaue Erika, Wuppi usw.usw. In der Regel vernichten sich die Akteure nach ein, zwei Aktionen dann wieder selbst, indem sie sich selbst weglöschen und sich im
gleichen Moment mit neuen Etiketten neu erfinden. Andere kultivieren ihre falsche Identität und terrorisieren damit nicht nur das Bremer Netz, sondern das weltweite. Eine dialogische
Kommunikation, ein Austausch von Für und Wider, ein Hin und Her von Meinungen oder Argumenten findet nicht statt. Ein Aufbau kommunikativer Beziehung, Begegnung findet schon gar nicht statt, ganz
zu schweigen von Sympathie oder gar Freundschaft. Stattdessen: beleidigen, niedermachen, lächerlich machen, verachten, entwürdigen. Könnte man über den Äther Messer werfen oder hinter
Hecken versteckt schießen, würde es nicht nur psychische Opfer geben, sondern auch körperliche. Es ist unerträglich. Leider ist wohl kein Kraut dagegen gewachsen bis auf die Möglichkeit, sie
einfach weg zu drücken, sie zu löschen oder sie kurzfristig mit Auftrittsverbot zu belegen, das aber meistens nicht länger hält als 10 Minuten - denn dann sind sie mit neuen Namen und Adressen
wieder auf "Sendung" und treiben ihr Unwesen wie gehabt weiter. Bestes Beispiel dafür ist das Forum bremen.online. Hier toben sich regelmäßig Leute aus, die nicht verstanden haben, dass auch die
Internet-Kommunikation den Regeln des fairen und anständigen Umgangs miteinander unterliegen. Ich plädiere für eine weitere Verschärfung der Zugangsmöglichkeiten zu solchen Foren wie bei
bremen.online, zumal diese öffentlich und staatlich gewollt für alle aus Steuermitteln, also aus Mitteln, die wir alle aufbringen, gefördert werden. Bei den privaten kann man sich ja locker
ausklinken, oder gar nicht erst reingehen, wenn man erkennt, dass es dort auch unkontrolliert und menschenfeindlich zugeht.
Und was ist mit diesen E-Mail-Fluten? Gut wir haben Spam und Junk, wo ja bereits einiges landet. Aber was machen wir gegen diese Anjas, Patricias und Maltes, die dir schreiben, sich bei dir
bewerben, die sich anmelden möchten, die dir einmal ihre Meinung sagen wollen, die deine Einträge kommentieren möchten, die dir sagen wollen, wie blöd du bist, die dir vielleicht auch etwas
Sympathisches mitteilen möchten - und die es einfach nicht hinbekommen, ihren wirklichen Namen zu benennen, ihre Adresse und Telefonnummer mitzuteilen, ihr Studienfach oder ihren Beruf zu
benennen, ihren Familienstand einfach zu benennen und sonstige Mitteilungen von sich zu geben. Es ist eine Katastrophe. Man hat nur noch mit gesichtslosen und eigentlich leblosen E-Mail-Wesen zu
tun, die manchmal sogar auch noch den Anspruch formulieren, dass man ihnen antwortet.
Da bleibe ich ganz cool und gehe auf solche E-Mails nicht ein. Da gibt es nur eins: E-Mail-Müll-Eimer.
12. März 2010
"Scheiße gebaut" - Lars im Nordwest-Radio
von Katharina Loewe
Gesprächszeit von 9 - 10 morgens im Nordwest-Radio, Frequenz 88,3.
Einmal gesendet, dann mindestens 7 - 13 Wiederholungen im Laufe des Jahres. In der Regel werden wichtige und berühmte Leute vors Mikrofon geholt: zuletzt Dr. Drewermann, Dr. Glaeske, Dr. Hüther,
Dr. Sommer, Dr. Braungart, Dr. Loske, Dr.Martin Walser als alterspotenter Literat, Dr. Senta Berger als allgegenwärtige Fernsehtante (Nachfolgerin von Inge Meysel) und viele andere Prominente
mehr. Und nun heute Lars von der Hoppenbank. Inzwischen 40 Jahre alt, 14 Jahre Knasterfahrung und mehrere Jahre Heime, Erziehungshilfen, Straffälligenhilfen, Jugendgerichtshilfen,
Bewährungshilfen. Das war doch einmal echt erfrischend, wie unprätentiös und unkünstlich hier jemand in dieser Sendereihe zu Wort kam. Einfach aus dem Leben erzählt, so wie es war und wie es ist.
Grandios auch die Frageweise des Moderators. Nicht das verkrampfte Bemühen um ausdifferenzierte Artikulationen, wie es sonst in dieser Reihe üblich ist, sondern frei von der Leber erzählt und
berichtet. Dabei auch keine Scheu davor, das bei ehemaligen und aktiven Straffälligen so beliebte "Scheiße gebaut" mehrfach zu verwenden. "Scheiße gebaut" ist das Synonym für "Pech gehabt", oder
auch für "ich hab's getan - aber leider erwischt", oder auch für "ich habe gegen Gesetze verstoßen". Bleibt zu wünschen, daß Lars, wie er sich in der Sendung nannte, den Weg, den er eingeschlagen
hat, weiter gehen wird. Kein Scheiße bauen mehr, keine Drogen, nie wieder Knast. Alles Gute dafür.
Mein Gott, hatte ich Lampenfieber vor meinem Auftritt in meinem neuen Abendkleid letzten Freitag im Theater am Goetheplatz. Würde es auch genug Beachtung finden, immerhin hat es ja 189 Euro
gekostet. Würde ich mithalten können mit den Garderoben der feinen Damen und Herren im Opernfoyer? War ich elegant genug und opernwürdig? Es wurde ja schließlich nicht irgend etwas Beliebiges
gespielt,sondern Mozarts Don Giovanni - eine der besten Opern der Welt, wie man nachlesen kann. Da will man ja nicht als Provinznudel auffallen in Sachen Opernkleidung. Meine Begleitung hatte
sich entsprechend heraus geputzt. Mein letzter Opernbesuch lag einige Zeit zurück. Ich war nicht mehr auf dem neuesten Stand, was Opernauftritte betrifft. Also mit Herzklopfen hinein in die
Opernarena Theater am Goetheplatz, Don Giovanni, Mozart.
Dann die enttäuschende Overture im Foyer. Nix Eleganz und feine Opernwelt. Kein Schwein, geschweige denn Mann, drehte sich nach mir und meinem Dunkelblauen um, meine ebenso neuen Stöckelschuhe
klapperten völlig unbeobachtet über den Theaterflur. Meine langsamen körperschwingenden Flanierbewegungen verpufften im Getümmel von ländlichen Abonnementsbesuchern, die wohl, wie ich, lange
nicht mehr im Theater waren. Aufgeregt zur Garderobe, aufgeregt schnell noch einmal auf Klo, aufgeregt in den Handtaschen nach den Taschentüchern wühlend, aufgeregt den lahmenden Mann in den
Ärmel genommen und zum Platze führend. Alle nur mit sich selbst beschäftigt, pärchenweise. Kein Blick für die Umwelt. Überwiegend ältere Paare, ordentlich gekleidet, zum Teil in Schlips und
Kragen - könnte auch die Jahreshauptversammlung des Landvolkes gewesen sein. Und dazwischen hüpften ein paar Junge herum, wahrscheinlich Studenten der Musik. Ganz locker. Turnschuhe,
Ringelpullover, Rucksäcke, Schlabberlook. Das soll Oper sein?
Dann das Stück. Das fing ja auch gut an: der Sänger vom Leporello saß in Rom fest wegen des isländischen Vulkans und musste durch einen Ersatzsänger von der Hamburger Staatsoper ersetzt werden.
Das war schon einmal symbolisch für die gesamte Aufführung. Irgenwie kam das alles nach 2.Wahl oder nach 3.Aufguss rüber.
Weder die als so herrlich gepriesene Mozartmusik noch die Handlung und schon gar nicht die Ausführenden kamen mit dem Esprit rüber, der für dieses lange, wenn nicht überlange Stück notwendig
gewesen wäre, um echte Opernfreude und musikalische Glückseeeligkeit aufkeimen zu lassen. Alles sah irgendwie nach Routine und arbeitsvertraglicher Pflichterfüllung aus. Meinem Begleiter
jedenfalls mußte ich mehrere Male leichte Seitenhiebe verpassen, damit er ins Geschehen zurück kehrte. Und dann diese auf Modern getrimmte Handlung (Uraufführung 1786). Schrecklich. Ein Mantel-
und Degenstück aus dem Spätbarock mit den entsprechenden Moralvorstellungen und Geisteshaltungen 1:1 transportiert in ein Pelzmantel- und Ballermannstück des 21.Jahrhunderts. Schrecklich.
Menschen im Hotel, die sich die Frauen nach Belieben greifen, die morden, die rachesüchtig sind, die skrupellos sind, die mal hier mal da, die die Kleider tauschen. Es sieht teilweise so
albern und lächerlich aus. Und wenn man dann noch die zum Glück in italienisch gesungenen Texte in der deutschen Übersetzung oben auf dem elektronischen Laufband verfolgt, dann kommt man sich vor
wie in der "Doofenschule". Schade, auch die schönen Arien verpufften im Getümmel dieser Inszenierung, abgesungen - mehr nicht. Die Emotionen, die oben vorgespielt wurden, kamen unten im
Zuschauerraum nicht an - jedenfalls bei mir nicht, und bei meinem Begleiter schon gar nicht, denn ich mußte ihm, als im zweiten Akt zum Schluß der Wüstling Don Giovanni dem Tode durch Erschießen
zugeführt wurde, zweimal kräftig in die Seite knuffen. Erst beim anschließenden Rotwein (nach 3 ein Viertel Stunden) im Theaterrestaurant wurde er wieder ein wenig wach. Typisch Mann! In
der Oper einschlafen, aber danach den Don Giovanni machen. Das haben wir Frauen ja so gerne!
Die Frage übrigens, was diese PELZ-Schilder in dem Stück für eine Bedeutung hatten, ist geklärt: Sie haben keinerlei Beziehung zu Pelz, den wir ja von dieser Zeitung her kennen, sondern sie
sollten allen Doofen im Zuschauerraum verdeutlichen, dass es sich um Pelzmäntel handelte, die die männlichen Protagonisten dort trugen.
3. Mai 2010
Tanz in den Mai und Walpurgisnacht bei Heike und Marlene, oder: Frida Kahlo lässt grüßen
Katharina Loewe war bei einer Weiberfete eingeladen
Heike und Marlene sind zwei nette Freundinnen. Sie wohnen als 2er-WG in einer schönen großen Wohnung am Buntentorsteinweg, Höhe Deichschart. In diesem Jahr hatten sie zum Tanz in den Mai und zur
Walpurgisnacht zu sich in die Wohnung eingeladen mit Überraschungsprogramm. Männer mussten, wie immer in unserem Freundinnenkreis, leider draußen bleiben. Jede der Eingeladenen sollte etwas
Leckeres zu Essen mitbringen. Darüber hinaus war gewünscht von Heike und Marlene, dass alle, wie immer zur Walpurgisnacht, als Hexen geschminkt und verkleidet erscheinen. Auch war draußen etwas
geplant, deshalb sollte nach Wetterlage auch entsprechende wetterfeste Kleidung mitgebracht werden. Und ein reitbarer Besen. Gesagt, getan. Ich bereitete einen herrlichen Nudelsalat zu, holte
fetzige alte Klamotten aus dem Schrank und schminkte mich – dabei glaubte ich sehr originell zu sein – hexig fridakahlomäßig. Ist ja schließlich ihr 100.Geburtstag in diesem Jahr. Das wird, so
dachte ich, bestimmt kulturellen Eindruck bei den Anderen hinterlassen und zu guten Gesprächen animieren. Als Besen nahm ich den alten Weidenrutenbesen aus dem Schuppen mit. Ich also los zu Heike
und Marlene, wie immer zu spät. Bei meiner Ankunft war die ganze Wohnung schon voll, einige der Freundinnen aßen bereits. Mein Nudelsalat wurde mir quasi aus den Händen gerissen. Andere
verkleidete Hexen tanzten bereits stampfende Hexentänze auf dem edlen, freigeräumten Laminattanzboden, dass es nur so schepperte. Und, o Gott, bei näherem Hinschauen in die Hexengesichter
meiner Freundinnen: sie hatten sich in diesem Jahr fast alle fridakahlomäßig angemalt. Peinlich, Peinlich. Ich verkrümelte mich erst einmal in die Küche, um anzukommen. In der Küche hatten es
sich 3 weitere Fridas bei kühlem Weißwein gemütlich gemacht, und sie luden mich ein, ein Gläschen mitzutrinken. Wir bestätigten uns gegenseitig, wie nett doch alles ist und wie sensibel sich alle
als Hexen zurechtgemacht hätten. Darüber, dass wir alle gleich aussahen, wurde allerdings kein Wort verloren. Und so wurden aus dem einen Gläschen dann weitere bis zum Höhepunkt des Abends. Gegen
halb zwölf riefen Heike und Marlene zur Überraschungsevent auf. Wir alle sollten unsere Besen greifen und uns für eine kleine Outdooraktion fertig machen. Wir verließen das Haus in Hexenformation
von ca. 16 – 20 Frida-Kahlo-Hexen, durchquerten den Deichschart und überquerten die Deichschartbrücke in Richtung Krähenberg, auf dem bereits ein kleines Walpurgisnachtfeuer brannte. Nun waren
wir nicht mehr zu halten und umtanzten fast ekstatisch das Feuer auf unseren Besen reitend immer und immer wieder. Dabei wurden geheimnisvolle Hexenlieder intoniert, die Heike und Marlene vorher
einstudiert hatten. Es war einfach schön, so aus sich heraus kommen zu können und einmal „die Sau“ raus zulassen. Der absolute Höhepunkt sollte aber noch kommen. Und Sie werden es nicht glauben,
liebe F&U-Leserinnen und Leser, Heike und Marlene wollten uns den Hexenflug über den Werdersee vorführen. Bei aller Walpurgisnachtekstase, so dachten wir anderen Fridas, das ist doch nun
wirklich Spökenkiekerei, das geht doch nicht, und wir wollten die Beiden von ihrem Vorhaben abbringen. Aber vergebens! Sie forderten uns auf eine engumschlungene Walpurgisgasse aus unseren
Körpern zu bilden, aus der heraus sie jetzt den Abflug starten würden. Und tatsächlich, das Feuer lodert vor sich hin, wir bildeten die Abfluggasse und sangen leise mythische Töne: Heike und
Marlene, ihre Fluggeräte unter die Beine geklemmt, nahmen ca. 11 Meter Anlauf und hoben auf dem Scheitel des Krähenberges ab in die Lüfte Richtung Werdersee und Habenhausen. Wir trauten unseren
Augen nicht und sahen die beiden Freundinnen entschweben Richtung Erdbeerbrücke. Wie wir später erfuhren, sollen sie kurz hinter der Erdbeerbrücke in Höhe Schulz auf dem Dach eines
Haake-Beck-Bierstandes gelandet sein, der zum Zeitpunkt der Landung rund herum vollgestellt gewesen sein soll von Bier und Korn trinkenden Habenhausenern. Sie sollen reichlich verdutzt gewesen
sein, als unsere beiden Freundinnen vom Dach rutschten. Näheres soll Fellstein wissen.
1. Juli 2010
Gitarre trifft auf Klavier
Veteranentreffen mit Seele
Wecker und Wader im Musical-Theater
Gestern in Bremen. Die 12-49jährigen jungen Bremer und Bremerinnen strömen auf die Osterdeichwiesen zur Eröffnung der Breminale 2010. Und genau zum richtigen Zeitpunkt wurde uns Älteren zwischen
50-99 die richtige Alternative zur Breminale geboten: Hannes Wader und Konstantin Wecker gemeinsam im Musical-Theater. Und so strömten wir alten DKP-Maizelt-Veteranen und wir alten
Konstantin-Wecker-Süchtigen, die kein Konzert der beiden im Zelt oder in der Glocke verpasst hatten, in die Musical-Halle. Alle waren wir anzutreffen, die in den vergangenen 40 Jahren
revolutionäres und linkes Gesangsgut der Barden in uns aufgesogen haben. Wir waren doch alle dabei, als Hannes Wader noch mit Finkenwarder Arbeiterhemd, rotem Halstuch und Schiffermütze im Zelt
seine proletarischen Kampflieder trällerte. Waren wir nicht auch dabei, als Konstantin Wecker körperlich schon schwer angeschlagen in der Glocke weintrinkend seine halluzinatorischen Liebeslieder
leierte. Haben wir nicht die Plakate der Liedgötter in unseren Arbeitszimmern zu Hause und sogar in unseren Büros aufgehängt? Haben wir nicht alle Platten und alle Bücher der beiden, egal was
drin stand und was gesungen wurde, gesammelt und stolz in unsere Ikearegale gestellt. Wie Konstantin sein Haus in der Toskana gebaut hat mit seiner WG, und wie er immer runter gegangen ist ins
toskanische Dorf, um mit der einheimischen italienischen Dorfbevölkerung in der Bar Wein zu trinken. Wie süchtig er war nach dem Strand und der Sonne - von dem anderen Zeugs keine Rede. Und die
schönen Geschichten vom vernachlässigten Arbeiterkind Hannes, und dann die Geschichten von der Mühle in Schleswig-Holstein und was da im einzelnen so abging. Heute hier, morgen da. Ja, unsere
ganze Gemeinde war versammelt. Überragende Farbe war grau, Durchschnittsalter mindestens 65. Egal, ob ehemaliger SPD-Senator, ob ehemaliger Gesamtpersonalratsvorsitzender, egal, ob ehemalige
Jugendbildungsreferentin, ob Obergenosse der DKP, ob Grünen-Aktivist oder Behördenleiter usw.usw. - alle waren wir da. Häufig ein: ach, Du auch hier? Häufig ein verschämtes Wegkucken,
häufig ein Nichtmehrkennen, Nichtmehrgrüssen. All die Jahre sind ja schließlich nicht spurlos an uns vorber gegangen. Uns ist ja genau so gegangen, wie unseren beiden Liedgöttern: Erfolge,
Abstürze, politische Wendehalsereien, Gewinn und Verrat - alles lag doch für uns alle - einschließlich unserer Sänger - immer ganz nahe beisammen.
Also - ein Veteranentreffen mit grossen Solidarisierungseffekten von vorne herein. Auf grosse künstlerische Leistungen kam es doch von Anfang an gar nicht erst an. Bei den ersten Akkorden, die
Conni auf dem Klavier oder Hannes auf der Gitarre anschlugen, wussten wir was kommt - und der Applaus brandete sofort auf. Es hätte bei den ersten Akkorden oder bei den ersten Liedversen bleiben
können, um auch Zeit zu sparen, wir hätten die Melodien und die Texte selber singen können, so wie es zum Schluss bei " Kumm' bi de Nacht" , von Wader auf plattdeutsch vorgetragen und
von Wecker auf bayerisch übertragen, dann ja seelenrührig auch geschehen ist. Ach, war das schön. Mir persönlich als altem Jahrgangsgenossen, biographischem Begleiter und Verehrer von
Wecker gefiel Wader, den ich früher schon allein wegen seiner DKP-Mitgliedschaft nicht so geschätzt habe, ausserordentlich gut. Sehr professioneller Auftritt, starke Persönlichkeit, unpretentiöse
Auftritte und klares Gitarrenspiel mit charismatischer Stimme. Da war ich schon sehr beeindruckt. Alles in allem: ein lockerer Veteranenabend mit schönen, bekannten Liedern. Gut, dass wir
uns einmal wieder gesehen haben!
09. August 2010
Katharina Loewe (links) kämpft mit den Tränen
Judith Rakers (rechts) ist die neue 3nach9-Moderatorin
Gibt es denn keinen Bremer Lokalpatriotismus mehr?
Ein Kommentar zur 3nach9-Moderatorinnenentscheidung
Von Josef Fellstein
Das ist einmal wieder typisch bremisch. Da wird eine neue Moderatorin für die Bremer Sendung 3nach9 gesucht, und wer wird genommen? Eine Auswärtige, und dazu auch noch eine Ostwestfälin!
Sind wir denn in Bremen nicht schon gestraft genug durch ostwestfälische Umweltsenatoren, durch ostwestfälische Jugendhelfer und durch ostwestfälische Spielplatztanten? Muss das denn sein, dass
unsere einzige überregionale Fernsehsendung nun auch noch von einer Nichtbremerin moderiert wird? Reicht das denn nicht, dass der Chef ein Hamburger ist, der ja eigentlich aus Italien kommt?
Warum denn nun auch noch diese zweite Hamburgerin, die ja eigentlich aus Ostwestfalen ist? Das deutet doch alles darauf hin, dass unser Heimatsender Radio Bremen eigentlich schon längst in der
Hand des NDR ist. Das ist doch für uns Bremer genauso, als würde das Trainingskonzept und die Mannschaftsaufstellung unseres ruhmreichen SVW aus der Direktionszentrale des HSV gesteuert werden.
Gibt es denn keinen Lokalpatriotismus mehr in Bremen und im neuen Funkhaus hinter der Mauer? Wir haben doch genügend eigene qualifizierte Leute in Bremen. Warum wird nicht eine oder einer
von unseren engagierten Grünen aus der Neustadt Senator oder Senatorin? Warum dieser Import aus Ostwestfalen? Unsere Hochschule ist voll mit Bremer Studentinnen und Studenten, die Jobs werden
aber an Absolventen aus Lippstadt, Herford, Lemgo, Bad Pyrmont und im Härtefall sogar aus Paderborn vergeben! Muss das denn sein? Die Motivation, gute Leistungen von Bremerinnen und Bremern für
Bremen zu erbringen, kann doch bei dieser Personalpolitik nicht wachsen! Für 3nach9 hätten wir doch auch gute eigene Bremer Journalistinnen gehabt. Denken wir doch an die vielen smarten
kulturwissenschaftlich ausgebildeten Moderatorinnen z.B. beim Nordwestradio. Gut, das Nordwestradio ist ja eigentlich auch NDR, aber zumindest hat es seinen Sitz hinter der Mauer in Bremen. Oder
denken wir an die netten kameraerfahrenen Mädels von buten & binnen, wäre denn da nicht eine dabei, die neben Giovanni aus Hamburg den Bremenpart hätte übernehmen können? Oder denken wir an
unsere Kollegin Katharina Loewe, eine waschechte Bremerin, die sich auch um den 3nach9-Job beworben hatte, und die sich im Vorfeld der Entscheidung siegessicher bereits auf ihre erste Sendung mit
Giovanni am 3.Septembder mental vorbereitet hatte. Sie können sich gar nicht vorstellen, wie fertig Katharina nach der Bekanntgabe der Entscheidung für Judith Rakers war. Wir anderen von F &
U hatten echt viel zu tun, um sie zu beruhigen (siehe Bild oben). So werden hochqualifizierte junge Nachwuchskräfte aus Bremen in Bremen systematisch ins Abseits gestellt! Hier sollten sich die
Politiker und die Medienleute wirklich einmal überlegen, ob diese Blicke nach Hamburg und nach Ostwestfalen langfristig positiv zur Selbständigkeit Bremens beitragen. Wir sollten uns nicht
wundern, wenn wir eines schönen Tages vom Erzbistum Paderborn aus regiert werden. O Gott, o Gott, alleine die Vorstellung! Dann doch lieber von Hamburg aus.
Sonntag 22.August 2010
F&U am Sonntag
EVVIVA IL COLTELLINO
Große Nachtmusik beim Musikfest Bremen 2010
Es lebe das Messerchen -
Evviva il coltellino
Meine Kulturberaterin und ich waren einmal wieder bei der Großen Nachtmusik zur Eröffnung des Musikfestes Bremen. Es war eine schöne sommerliche Stimmung in der Stadt, da gleichzeitig lange
Einkaufsnacht war. Weil es so gerammelt voll war, war es auch ausserordentlich schwierig in den Pausen an gekühlte Getränke heranzukommen. So mussten meine Beraterin und ich in der Pause zwischen
den ersten beiden Konzerten auf ein Gläschen lauwarmen Riesling vom Fischgeschäft Nordsee zurückgreifen. Kulturlos? Oder? Immerhin kostengünstiger als an den aufgeblasenen Weinständen, an denen
sich kilometerlange dürstelnde Warteschlangen gebildet hatten.
6
Messerchen
7 Messerchen 5 Messerchen
von 7 möglichen von
7 möglichen von 7 möglichen
I SOLISTI DEL VENTO FRANCO
FAGIOLI ORCHESTRE
&
TRIO
LES SIÈCLES
+ RINAT SHAHAM
Belgian
Brass
Countertenor Junges Pariser
Orchester
im Haus der Bürgerschgaft in der Liebfrauenkirche mit
Mezzosopranistin
in der Glocke
Meine Beraterin und ich hatten von den 7 Kombinationsmöglichkeiten die oben angezeigte in der Reihenfolge von links nach rechts ausgewählt.
Die belgischen Bläser eröffneten unseren Musikabend mit der Bläserserenade B-Dur "Gran Partita" von Wolfgang Amadeus Mozart. 13 hervorragende Ensemblemitglieder spielten nach unserer Meinung sehr
sauber und sehr abgestimmt. Einzige kleine Einschränkung: der Raum da oben im Haus der Bürgerschaft ist für musikalische Darbietungen eigentlich nicht geeignet. Offenes Treppenhaus,
schallschluckende Teppiche, verwinkelte Fenster - Gift für jede gute Akkustik. Schade, die hätten es verdient gehabt, einen besseren Spielort vorzufinden. Eine sehr gute Gruppe mit schöner
Blasmusik. 6 Messerchen.
Dann durch das Gewühl der Trinkfreudigen auf dem Marktplatz und dem Rathausvorplatz hinüber zum Liebfrauenkirchhof. Wie gesagt: alle Aussentrinkplätze besetzt und lange Warteschlangen vor
den Getränkeausgabepavillons. Und wie gesagt: Nordee! Riesling! Lauwarm! Das echte Lesmonagefühl wollte dabei nicht aufkommen. Aprospos Lesmona. Ist dieser Aufmarsch bei der Großen Nachtmusik
nicht inzwischen so etwas geworden wie Lesmona ohne Picknick? Meine Kulturberaterin und ich befürchten, wenn es zugelassen würde, Essen und Trinken mitzubringen zu den Konzerten, dann würde
mindestens die Hälfte der Besucher sicherlich gerne davon Gebrauch machen, inklusive Klappstühlen und Tischen. So wurde beispielsweise im Bläserkonzert leise zwei Reihen hinter uns vom
zwangsverpflichteten Vati der Mutti zugewandt gefragt: Wie lange noch?
Lesmona hin, Lesmona her, jetzt unsere 2. Station: Liebfrauenkirche, Monteverdi, Vivaldi, Händel, leise Laute, leises Cello, leises Spinett, und im Mittelpunkt ein kleiner Sänger im grauen Anzug
mit einer gewissen Ähnlichkeit zu Rowan Atkinson - der Countertenor Franco Fagioli aus Argentinien. Weltspitze. Unglaublich, was der Mann an klarer Sopranstimme und manchmal auch
Mezzosopranstimme in den Kirchenraum zauberte. Farinelli und alle anderen Castrati ließen grüßen. So schön und so anrührend haben meine Beraterin und ich solche Lieder zuletzt nur auf der CD
Sacrificium von Cecilia Bartoli gehört. Das war ein wirklich großartiges musikalisches Erlebnis. 7 Messerchen.
Nachtrag: Heutzutage benutzt man die Messerchen nicht mehr bei der Ausbildung von Countertenören! Damit da nicht etwas in den falschen Hals kommt!
Schlusspunkt: Glocke. Im Foyer endlich einen kühlen Weißen erwischt, doppelt so teuer wie im Fischgeschäft, aber lecker! Viel Prominenz an den Champagnerständen, der Bürgermeister persönlich,
Ex-Senatoren mit ihrer Elke an der Seite, Wirtschaftsprominenz, Kulturprominenz. In der zweiten Reihe hinten an den Fenstern eher Zuarbeiter und Möchtegerns. Egal, kommen wir zum Konzert. Das
Orchestre les Siècles aus Paris spielt Bizet, Ravel, Chabrier - ebenfalls alles Franzosen. Ein großes junges Orchester. Junge Musiker aus ganz Frankreich sollen hier versammelt sein. Sie legen
los und bringen das Publikum nach den ersten beiden Stücken sofort auf die Bravoseite. Beim 2.Stück mußte der Dirigent Francois-Xaver Roth, der, wie meine Beraterin feststellte, eine gewisse
Ähnlichkeit mit Jack Nicholsen in dem Film Kuckucksnest haben sollte, was ich allerdings nicht unbedingt bestätigen will, das Bravo ein wenig selbst anklatschen, da wir alle nicht begriffen
hatten, dass das Stück schon zu Ende war. Dann ganz in Rot eine schwarzhaarige Schönheit: die israelische Mezzosopranistin Rinat Shaham. Sie singt 3 - 4 Arien aus der Oper Carmen von Georg Bizet.
Der Aufzug passte sehr gut, die Stimme ausgezeichnet mit dem gewissen spanischen Temperament. Alles schöne Opern-Gassenhauer, der rechte Fuß wippte mit. Populäre Musik, die den meisten
sofort ins Blut überging. Entsprechend der Bravo-Enthusiasmus, Lesmona ließ schon wieder grüßen. Danach der Höhepunkt dieses Endabschnittes: Der Bolero von Ravel. Hier holten die jungen Musiker
alles aus sich heraus, die Steigerung von ganz leise bis ganz laut gelang sehr gut. Sehr gut der Trommler, sehr gut die Bläserpartien. Meine Beraterin und ich sind ja keine Musikexperten, wir
hatten dennoch zum Schluß die Frage, ob der Schluß vom Bolero mit so viel Remmi Demmi geboten werden muß, wie das hier geschehen ist. Fazit für den Bolero nach unseren Ohren: Am Anfang schön
differenziert, zum Schluß überschlugen sich die Geister.
Wir wollen ja nicht böse sein, aber diese letzte Abschnitt in der Glocke hätte auch gut firmieren können unter der Rubrik: Hitparade der volkstümlichen französischen Klassik. 5
Messerchen von 7
Zum Ende der Nacht dann endlich ein schöner trockner Riesling in der Weinaussenausgabestelle des Ratskellers mit den lichtbestrahlten Gebäuden rings um den Marktplatz. Sehr schön! 8
Messerchen von 7
Dienstag 07.September 2010
ROBERT SCHUMANN
Musikfest Bremen
Das war ein schönes Konzert gestern Abend in der Glocke: Die Deutsche Kammerphilharmonie unter der Leitung von Paavo Järvi hat uns zwei Sinfonien und ein Klavierkonzert von Robert Schumann
präsentiert. Am Klavier die international bekannte französische Pianistin Helene Grimaud. Zwei weitere Sinfonien und die Manfred-Ouvertüre folgen heute Abend. Nach Beethoven entdeckt die
Kammerphilharmonie nun Schumann für uns Musikkonsumenten neu. Im ausverkauften Saal der Glocke gab es große Begeisterung für den Vortrag der Künstler und Künstlerinnen. Helene Grimaud wurde
stürmisch gefeiert, ebenso die Kammerphilharmonie. Für mich und meine Konzertagentin war Schumann, den wir bisher immer nur zufällig im Radio gehört hatten, ein völlig neues Hörerlebnis.
Jedenfalls hat es uns als "Sinfonielaien" ausserordentlich gut gefallen. Schöne Musik! Das Bremer Klassik-Publikum wie immer: im Foyer viel weibliche Kulturaristokratie in Herrenbegleitung. Die
Herren meist sehr steif in Konzertanzüge gepresst und mit Konzertkrawatten bestückt - im Saal enthusiastisch, ja fast wie bei einem Popkonzert: rythmisches Klatschen und Parkettgetrampel!
Einige der Herren sind sogar geschult in lautem Saalrufen wie z.B. Brava, Bravo usw. Andere können sogar das Indianergeheul, das sie mit Hand, Mund und Stimmbändern herausjodeln in den Saal.
Diese Bremer Klassik-Kultur-Szene: einfach eine Sinfonie für sich!!
Dienstag 21. September 2010
Heute: 150. Todestag von Schopenhauer
Die Rasur ist das Abzeichen höherer Zivilisation
oder: Trommle mir bitte keinen Rap
"Als Zweck unseres Daseins ist in der Tat nichts anderes anzugeben als die Erkenntnis, daß wir besser nicht da wären". Unser Arthur hatte zeit seines Lebens für alle
Lebenslagen immer einen lockeren Spruch auf den Lippen. Der als Misanthrop bezeichnete Danziger, der später in Frankfurt lebte und starb, ist wohl als der pessimistischste Philosoph unter den
großen deutschen Philosophen zu bezeichnen. Ein Lächeln kam selten über seine Lippen, er sah eher verkniffen in die Gegend - da half wohl auch kein Äppelwoi und kein Handkäs mit Musik.
Dennoch: er hat viele Lebenssituationen, die die Menschen erfassen können, richtig vorhergesagt, wie aktuelle Beispiele zeigen. Hier ein paar davon, voran gestellt ist immer das Zitat von unserem
Arthur, danach folgt dann der konkrete Fall:
ANTLITZ
"Alles Behaartsein ist tierisch. Die Rasur ist das Abzeichen höherer Zivilisation."
Politiker- selbst Angela-, Manager der Atomindustrie, Bankschalterbeamte, Fondsmanager, Fernsehansager, Versicherungsagenten, Altkanzler: alle schön glatt rasiert!
"Der Tor läuft den Genüssen des Lebens nach und sieht sich betrogen. Der Weise vermeidet die Übel".
Der berühmteste Fall hierfür ist doch die Geschichte, wie Charles Bukowski einmal an eine magersüchtige Prostituierte geriet, die ihm das Rezept für vegetarischen Bremer Braunkohl schmackhaft
machen wollte. Unser hohlwangiger, dünner, gottesfürchtiger Exbewährungshelfer aus der Neustadt dagegen ißt überhaupt keinen Grünkohl, geschweige denn den Bremer Braunkohl. Ihm, dem
Moralisten, ist deshalb auch nie übel!
DUMMHEIT
"Es gibt Kamele mit einem Höcker und welche mit zweien. Aber die größten haben gar keinen".
In einem Jugendheim in der Neustadt stritten kürzlich zwei Jugendhelfer über die Frage, ob ein renitenter Heimzögling mit Migrationshintergrund eher mit Nahrungsentzug oder eher mit
Peitschenhieben pädagogisch zu bestrafen sei. Als es zu keiner Einigung kam, kam der Erziehungsanstaltsleiter und ordnete an, dass der Pappenheimer sowohl vom Abendessen auszuschliessen sei und
vor dem Zubettegehen auch noch zum pädagogischen Peitschen anzutreten habe.
SCHWEIGEN
"Auch wird man einsehen, daß Dummköpfen und Narren gegenüber es nur einen Weg gibt, seinen Verstand an den Tag zu legen, und der ist, daß man mit ihnen nicht redet".
Vor kurzem begab sich ein Musiker aus der Provinz in die Stadt, um an einer Versammlung von Nichtmusikern teilzunehmen. Der Musiker reiste mit der Absicht in die Stadt, den städtischen
Nichtmusikern einmal zu trommeln, wie getrommelt wird. Er dozierte und trommelte unaufgefordert vor der versammelten Mannschaft und vor der Presse, die auch anwesend war, dass selbst auf Eimern
getrommelt werden könne. Der Höhepunkt: der Musiker ergriff vor den versammelten Nichtmusikern einen im Versammlungsraum stehenden Papierkorb und trommelte darauf einen Rap. Das reichte dem
städtischen Versammlungsleiter, der völlig unmusikalisch daraufhin die Vorführung beendete und die Versammlung der Nichtmusiker vertagte. Mit dem Künstler aus der Provinz spricht er seit dem kein
einziges Wort mehr.
Dienstag 02. November 2010
WARUM DER NEID, HERR BRÜGGEMANN?
Ein Kulturkommentar zum Kulturkommentar
von unserer Kulturredakteurin Katharina Loewe
Heute in unserer Heimatzeitung: Unter dem despektierlichen Titel "Der Stehgeiger des Boulevards" zerschmettert unser Klassikkulturbeauftragter Axel Brüggemann die Erfolge unseres
derzeitigen Nationalgeigers David Garrett. Als habe David Garrett bereits das Niveau von Helmut Zacharias erreicht, degradiert Herr Brüggemann unseren allseits verehrten David zum Popstar, nur
weil er mehr Platten verkauft hat als die die anderen Geiger und Geigerinnen. In seiner unverwechselbaren Art Klassische Musik zu überhöhen und zu mystifizieren findet Herr Brüggemann es schlimm,
wenn ein Klassischer Musiker endlich einmal ankommt bei den Massen. Ja, und? War das denn nicht schön letztens in der Überseestadt, wie David für uns aufgespielt hat - ja, sogar die Nationalhymne
spielte er für uns alle. Soll sich denn David verstecken in den muffigen Salons der verstaubten Kammermusik, soll er denn nur den höheren Klassen vorspielen, will denn Axel Brüggemenn
tatsächlich die musikalische Teilung der Gesellschaft in die elitären Genießer der reinen klassischen Töne und den proletarischen, ungebildeten Poprest, der von Tuten und Blasen keine
Ahnung hat. Gilt denn musikalisch nur noch einer was, wenn er auf dem Grünen Hügel mit geliehenen Hosen herumwagnert und 7 Stunden in der muffigen Wagnerbude den "heiligen Tönen" lauscht.
Nein, das kann Herr Brüggemenn nicht im Ernst meinen - er hat letztens doch selbst Lady Gaga angehimmelt. Ich glaube, dass etwas anderes dahinter steckt. Herr Brüggemann ist offensichtlich
neidisch darauf, dass David vier bis sieben gleichzeitige Frauen hat. Und weil er immer noch nicht verknusen kann, dass Carla Bruni statt mit ihm mit Sarkozy geht, macht er einerseits alle
Schlagersängerinnen und andererseits alle männlichen Geiger fertig. Dabei gibt es doch überhaupt keinen Grund für Neid Herr Brüggemann. Carla liebt Sie doch nach wie vor noch! Das mit Sarkozy
macht sie doch nur, um Angela eifersüchtig zu machen. Und das mit den vielen Frauen von David müssen Sie doch so sehen: denen spielt er doch immer nur den Hummelflug vor und lässt von den Damen
die Zeit dabei stoppen. So können Sie sich also beruhigen Herr Brüggemann wegen der Mädels von David: das sind keine Geliebten, das sind Kampfrichterinnen. Also, wir sehen uns demnächst in der
Oper Herr Brüggemann, ich sehe so ähnlich aus wie Cecilia Bartoli als Marisa dos Reis Nunes. Oder soll ich mich wie Ann-Sophie von Mutter zurechtmachen?
Nr. 15/12
Mittwoch, 18.Juli 2012
VERSCHIEDENES ÜBER CABRIOLETS
eine kleine Zusammenfassung von Uli Pelz, neidischer Golf-Schiebedach-Fahrer
DAS OFFENE CABRIOLET ist uns seit der Steinzeit bekannt. Das Cabriolet ist quasi die Urmutter aller Automobile, auch wenn in der Steinzeit der Antrieb noch mit den Füßen und mit
eigener körperlicher Kraft organisiert werden mußte. Gut, dass seit der Steinzeit immer eine weibliche Begleitung dabei ist. Wenn er, der Fahrer, nicht mehr kann, dann kann sie, die Beifahrerin,
locker übernehmen.
DAS STEINZEITLICHE CABRIOMODELL ist dann später bei der touristischen Erschließung unserer Eiszeit-Seen und noch später bei der Randbesiedlung unserer Baggerseen für
Wasserfahrzeuge übernommen worden - genannt: Tretboot. Das Tretboot kann ohne weiteres als größter emanzipatorischer Fortschritt in der Geschichte der Mobilität betrachtet werden, da hier
zum ersten Male die Beifahrerin mittreten durfte; was ihr, wie man sieht, große Freude bereitet.
Die Entwicklung der heutigen Autos mit einem Verbrennungsmotor als Antrieb kam 1886 in Deutschland einen Schritt weiter: Als die Geburtsstunde des modernen Automobils gilt der
Motorwagen, den Carl Benz 1886 gebaut und zum Patent angemeldet hatte.. Kurz danach folgten unabhängig davon in Canstatt bei Stuttgart Gottlieb Däumler (später Namensänderung in Daimler)
und Wilhelm Maybach sowie Siegfried Marcus in Wien mit weiteren Fahrzeugen. Alle hatten damals bereits ein gemeinsames Kennzeichen: Es waren Offene Cabriolets ohne Verdeck für 2 Personen, also
für den Fahrer und die Beifahrerin. Sie konnten somit nur bei trockenem Wetter fahren. Bei Regen mussten sie ins Haus oder in die Scheune oder in die Rathäuser.
ANFANG DES 20. JAHRHUNDERTS, so in der Zeit zwischen den beiden von Deutschland initiierten Weltkriegen 1918 - 1939, verlief die Entwicklung des Cabriolets rasant. Das
Fahrgestell wurde jetzt in eine Karosserie gepackt, bestehend zuerst aus Wolle, dann später aus Pappe, dann zuletzt aus Blech. Bei den privelegierten Fahrzeugnutzern, wie dem Kaiser,
dem Reichspräsidenten oder dem späteren Reichsführer, bestand die Karosserie selbstverständlich aus Blei oder Krupp-Stahl. Auch wurde in dieser Zeit das flexible Cabrio-Verdeck entwickelt.
Bei Sonne offen mit Ledermütze und Sonnenbrille, bei Regen und Starkwind geschlossen, aber immerhin noch mit Sonnenbrille. So hat die Sonnenbrille sich im Laufe der Auto-Geschichte zu einem
obligatorischen Accessoire des Autofahrens entwickelt. Egal, Adolf Hitler sah auf jeden Fall mit oder ohne Sonnenbrille immer Scheiße aus!
DER KÜBELWAGEN. Das Cabrio wurde im Laufe der Geschichte dann nicht nur zivil genutzt. In der Vorbereitung auf den Krieg wurde die Deutsche Wehrmacht in den späten 30er Jahren
des vorigen Jahrhunderts mit dem Volkswagen-Kübelwagen ausgestattet. Viele dieser Modelle waren sogar schwimmfähig, damit auf den Feldzügen nach Frankreich oder Russland, oder nach Holland oder
Afrika auch größere Wasserhindernisse überwunden werden konnten. Dieses Cabrio, das muss man leider sagen, hat dann seit 39 unendlich viel Leid über die Menschheit gebracht - egal ob mit
geschlossenem oder geöffnetem Verdeck.
NACH DEM KRIEG wurde dann cabriomäßig alles runder. Die Kübelwagen wurden in Käfer verwandelt - besonders schick und elitär: der Käfer als Cabrio. Das Deutsche Wirtschaftswunder
kam, und wer von den Gewinnern und Überlebenden des Krieges etwas auf sich hielt und genügend Deutsche Mark zur Verfügung hatte, der zwängte sich nicht in einen Lloyd oder Goliath, auch nicht in
ein Gogomobil oder in einen Messerschmidt Kabinenroller(in den man ja von oben einsteigen mußte) - nein, der fuhr Käfer de Luxe, das Cabrio. Noch heute, so sagt man, ist das Fahren mit dem
VW-Käfer-Cabrio das non-plus-ultra allen Cabriofahrens. Gut, auch im Fiat, dem Volkswagen der Italiener, soll es nicht schlecht sein - aber Käferfahren hat eben immer noch so etwas von
diesem früheren Kübelwagenfahrgefühl!
ES GIBT AUCH ANDERE SCHICKE CABRIOMARKEN. Hier sehen wir so einModell der Luxusklasse. Mercedes-Benz. Für gewisse geschäftliche Verrichtungen reicht das Käfer-Cabrio eben nicht
aus. Besonders wenn man vorfahren muß und repräsentieren muß oder Ware anbieten muß, sei es auch nur sich selbst, dann muß schon ein Stern her, oder dieses blau-weiße bayerische Zeichen, oder die
vier ineinanderverhakten Ringe - und wenn es ganz hohe Klasse sein soll, dann mußt du schon auf den schwarzen springenden Hengst zurückgreifen!
REVOLUTION! Seitenwechsel. Fahrerwechsel. Zum ersten Mal in der Cabrio-Geschichte übernimmt eine sonstige Beifahrerin das Steuer als Hauptfahrerin. Cary Grant hatte sich in
der Bar nach dem 23. Brandy mit dem Kopf auf den Tresen gelegt und dem Barkeeper zugelallt: Ich kann nich' mehr, bitte holt Grace Kelly, sie soll fahren! So lernte sie Cabriofahren und kurvte
jahrelang, den linken Arm immer auf der Cabriokante, durch Südfrankreich, Monaco, Norditalien und die Schweiz. Bei der Heimfahrt aus der Sommerresidenz Roc Agel am Vormittag des 13. September
1982 saß Gracia Patricia, wie sie später als Gattin des Fürsten Rainer von Monaco hieß, an der Seite ihrer Tochter Stéphanie am Steuer ihres zehn Jahre alten Rover 3500. Auf der Route
de La Turbie am Ortseingang von Cap-dÀil kam sie in einer Haarnadelkurve aus ungeklärten Gründen von der Straße ab und stürzte 40 Meter tief einen Abhang hinunter. Gott o
Gott - warum fuhr sie denn nur so ein englisches Cabrio-Modell? Es gab und gibt doch auch andere schöne, sichere Cabrios. Sie hätte doch zum Beispiel ein Fiat-Cabrio nehmen können!
WAS SOLL'S ? Neueste soziologische Milieustudien belegen, dass Cabriofahrer und Cabriofahrerinnen keineswegs, wie häufig behauptet wird, überwiegend von extrovertierten,
egozentrischen Charaktereigenschaften geprägt sind, sondern dass sie durchaus Soziale Verhaltensweisen an den Tag legen. So wurde wissenschaftlich festgestellt, dass die Gruppe der
Cabrionisten gerne auch mal im offenen Wagen winkend am Heim für gefährdete Jugendliche vorbeifährt . Auch haben sie ein Herz für Kinder durch das unermüdliche Lesen der BILD.
Sie bremsen, so die Studie, wie selbstverständlich vor den Zebrastreifen, wenn dort ältere Mitbürger mit Rollatoren längere Zeit für die Überquerung benötigen. Ihre offenen Abendfahrten bei
schöner Abendsonne, natürlich mit Sonnenbrille, durch die beliebtesten Boulevards der Städte sollen, so die Wissenschaftler, den einzigen appellativen Sozialen Zweck haben: Liebe
Weinschlürfende und Austernschlürfende - bitte denkt auch an die Armen und Benachteiligten, die jetzt bei Harzer 4 und Weißbrot von Netto am faden Küchentisch sitzen und RTL 2 kucken. Nobel,
oder?
13/30
Montag, 29.April 2013
BALLSAISON
oder: ...man kann ja nicht auf allen Hochzeiten tanzen...
Betrachtungen des Nichttänzers Josef Fellstein
Es vergeht kaum ein Tag, an dem nicht irgendeine Einladung zu irgendeinem Ball in die Redaktion flattert. Einladungen zu Berufsständischen Bällen wie zum Ärzteball oder zum Juristenball sind
darunter. Einladungen zu Vereinsbällen wie zum Turnvereinsball oder zum Jugendhilfevereinsball oder zum Kaninchenzüchtervereinsball geben sich die Ehre. Dann noch Einladungen zu Verbandsbällen,
wie zum Beispiel zum Ball des Verbandes Deutscher Reihenhausbesitzer, oder zum Traditionsball des Verbandes Niedersächsischer Weidebauern (auch genannt: Melkerball), nicht zu vergessen die
jährliche Einladung zum "Frühlingsball" des Bremischen Verbandes der Heimatvertriebenenvereine. Gerne lesen wir auch die Einladungen zu den diversen Handwerkerinnungsbällen. Dabei freuen wir uns
immer besonders auf die Einladung zum Bäckerball, weil es dort immer reichlich Sahnetorten und Butterkuchen zu essen gibt. Aber auch bei den Einladungen der Dachdeckerinnung, der Malerinnung und
der Klempner- und Installateurinnung und anderer gehen nicht ungelesen an uns vorbei. Nun gut, wir können ja nicht "auf allen Hochzeiten" tanzen und müssen deshalb schon eine Auswahl treffen, an
welchem Ball wir teilnehmen wollen und an welchem nicht. So gehen wir zum Beispiel nicht gerne zum Juristenball, weil uns die stundenlangen Walzer-Tanz-Vorführungen der jungen juristischen
Novizen und Novizinnen vor der Eröffnung des Buffets nerven. Gerade einmal so eben das Juristische Staatsexamen geschafft, glauben die Jungsjuristen gleich einmal eine flotte Walzersohle aufs
Parkett legen zu dürfen. Und nach den Walzervorführungen dann schmeißen sich die dünnen Novizinnen, ohne etwas vom Bufett genommen zu haben, an die Präsidenten und Juristischen Althirsche
ran wegen der schönen Posten bei Gericht und in den Kanzleien. Das alles mitansehen zu müssen ist nicht besonders schön. Auch will man ja bei so einer eigentlich gutgedachten
Festverannstaltung nicht unbedingt diesem 3.klassigen Rechtsanwalt übern Weg laufen, der dir als Insolvenzverwalter deine berufliche Zukunft im besten Alter von Mitte 50 nach über 24
Jahren Betriebszugehörigkeit zerstört hat. Das muss ja nicht sein. Nein, der Juristenball ist für mich persönlich nicht der richtige Ball, zumal ich ja im Altag bereits ausreichend von netten
Juristen und Juristinnen umzingelt bin. Eine davon, aus unserer Straße hier, ist sogar Parlamentsabgeordnete - das will ja wohl was heißen. Da halte ich mich doch lieber am Grillbufett beim
Sportvereinsball wohlfeil oder beim Melkerball, wo es eben nicht nur Milch zu trinken gibt. Schön sind auch immer die Heimatvertriebenenbälle, besonders dann, wenn Ännchen von Tharau oder das
Lied der Schlesier angestimmt wird. Josef Fellstein
Betreutes Fahren
Donnerstag, 29. April 2010
Josef Fellstein interviewt Jugendliche zum Thema Führerschein mit 17
Josef Fellstein hat in Bremen-Woltmershausen Jugendlichen aufgelauert, um sie nach ihrer Meinung zum Für und Wider des Führerscheins mit 17 zu befragen. Vor der Schule an der Butjadinger
Straße sprach er 13 - 16 jährige Schülerinnen und Schüler an. Die stereotype Frage von Fellstein war: Ab 1.1.2011 soll in ganz Deutschland der Führerschein mit 17 eingeführt werden.
Dann kannst Du schon mit 16-1/2 Deinen Lappen machen und Du kannst bis zu Deinem 18.Geburtstag zusammen mit einer Begleitperson Auto fahren, wenn Du bestanden hast und 17 bist. Was
hältst Du davon?
Hier sind die Antworten der zukünftigen Verkehrsteilnehmerinnen und Verkehrsteilnehmer:
MANUEL (16):
Hör mal zu Alter, ich hab' Jugendstrafe, ich darf Führerschein nicht machen. Bewährung, verstehst Du. Extrem, oder? Egal, ich fahr sowieso! Mein Bruder läßt mich. Aber nicht verraten,
hörst Du Alter?
JULY MICHELLE (15,5):
Darüber habe ich mir noch keine Gedanken gemacht. Ich würde mir ja auch gar kein Auto leisten können, was soll ich dann mit dem Führerschein ab 17. Meine Mutter hat ja auch keinen. Mein
Vater hat wohl ein Auto, aber der ist weit weg in Potsdam, der Arsch. Abgehauen. Ich weiß auch nicht...
ROY (15):
Führerschein? Ich hab' noch nicht einmal ein eigenes Fahrrad. Wenn ich mal eins brauche, dann nehme ich mir das Erstbeste. Das werde ich ja wohl mit den Autos nicht so machen können. Ich
fahr' immer bei "Spritzer" mit in seinem alten Golf, da sind wir dann zu Fünft oder zu Sechst im Wagen - und dann geht die Post aber ab. Der bringt glatt noch seine 190. Meistens fahren
wir über die Dörfer, Landstraße, Palette Frankenheimer, Wodka, alles dabei. Geil oy.
PAUL MARTIN (14,5):
Ich kann es schon gar nicht mehr abwarten. Meine Eltern haben mir das Geld für den Führerschein als Konfirmationsgeschenk schon auf ein zinsgünstiges Sparkonto gestellt. Ich kann gut
fahren. Mein Vater läßt mich manchmal einige Runden auf dem Firmengelände, wo er Chef ist, fahren in seinem Mercedes. Tolles Gefühl. Ich glaube auch, dass man bei den Mädchen besser
ankommt, wenn man ein Auto hat. Mein Traumwagen wäre ja ein schöner großer Audi.
ANJA (16):
Meine Eltern haben mich schon angemeldet bei der Fahrschule. In einem halben Jahr geht es los. Hoffentlich habe ich nicht so einen nervigen Fahrlehrer. Schrecklich diese Lehrer. Wenn ich
sehe, wie die Anderen fahren, besonders die Alten, dann wird mir jetzt schon ganz schlecht. Mist auch, dass man im ersten Jahr bis 18 immer so jemand dabei haben muss, der dir sagen will:
mach dies mach das.
Später werde ich einen Porsche Cayenne haben, das wird der schönste und größte Wagen im ganzen Wohngebiet sein. Was soll ich mit so einem Pöbelwagen wie Golf oder Ford oder so'n
Spießerzeug?
YÜKSEL (16).
Führerschein? Was ist das? In der Türkei haben die meisten auch nicht. Wer ein Auto hat fährt. Am liebsten fahren wir mit Fahne und hupen. Wenn Türkei gewonnen hat. Oder bei Hochzeit.
Kolonne.
Ich mach nicht! Scheiß Prüfung. Theoretische. Fahren kann ich, aber was soll ich Theorie?
15.03.2010
Onkel Willi erzählt
Onkel Willi erzählt …
…und unsere Heimatzeitung druckt es.
Schön und gut: jeder hat das Recht Bücher zu schreiben, uninteressante Internetseiten zu gestalten (siehe diese hier) oder von zu Hause zu erzählen. Die Frage ist doch aber, ob die Heimatzeitung,
für die viele tausende Kunden teures Abo-Geld bezahlen, diese persönlichen Ablässe, bevor sie beispielsweise als Buch heraus kommen, vorab seitenweise abdrucken und den Lesern zumuten müssen. So
geschehen jetzt mit dem Buch von Onkel Willi Lemke: Ein Bolzplatz für Bouake‘.
Heute, am 15.03., fast eine komplette Seite: Vertragsverlängerung im Rotlichtbezirk. Will denn wirklich jemand von den Leserinnen und Lesern der Heimatzeitung wissen, wie viele Werderspieler im
Puff von Graz waren? Hat denn wirklich jemand Interesse daran zu erfahren, dass Onkel Willi nicht ganz nüchtern ins Bett gegangen ist nach dem Spiel? Und wie er sich am nächsten Morgen zum
Frühstück im Frühstücksraum des Hotels, in dem er in der Nacht zuvor nicht ganz nüchtern ins Bett gegangen ist, aus dem er dann von den Werder-Spielern aus Jux in den Puff von Graz gerufen wurde,
, mit Onkel Fischer und mit Onkel Böhmert traf, um ihnen einen gute und eine schlechte Nachricht zu überbringen. Wer will denn das wissen? Und wer will wissen, dass sich Onkel Böhmert ein Ei
geköpft hat? Und dass ein Spieler noch im Puff seinen Vertrag mit Onkel Willi verlängert hat? Und wie Onkel Fischer ihn pädagogisch streng behandelt hat. O Gott o Gott, und dann auch noch Onkel
Otto, der ja sooo anständig ist. Und dann Onkel Henning: wie er ihn fragte, ob es ihm bei Werder noch gefalle, oder ob er nicht lieber Bildungssenator werden wolle. Und dass er sich das, wie in
Graz, dann aber nicht mehr erlauben könne. Und wie seine zweite Frau Heide, die er nicht in Österreich kennen gelernt hatte, keine Einwände erhob. Morgen soll der Vorabdruck fortgesetzt werden:
wie Onkel Willi seine Amtszeit als Bildungssenator erlebte. Nein, ich mache das nicht weiter mit. Ich habe bereits angerufen bei der Heimatzeitung und die Lieferung für die Tage, an denen Onkel
Willi wieder drinne steht, stornieren lassen. Wer an den Geschichten und den Selbstbeweihräucherungen von Onkel Willi interessiert ist, kann ja in Kürze sein Buch kaufen. Es ist allerdings nicht
nachvollziehbar, aus welchem Grunde die Heimatzeitung diesen Sermon seinen Leserinnen und Lesern zumutet. Gibt es denn zu wenige andere Themen, über die aktuell berichtet werden könnte. Mir fiele
da ad hoc die Bildungsmisere in Bremen ein, für die Onkel Willi und seine Genossen ja wohl auch Mitverantwortung tragen, oder das soziale Elend eines großen Teils unserer Kinder und Jugendlichen
in Bremen. Oder kommt etwa auch noch ein Kapitel in der Heimatzeitung: wie Onkel Willi in Bremen die Bildungsnot beseitigt hat. Dann kündige ich mein Abo komplett!
Leserbrief unveröffentlicht 08. März 2010
zum Thema: Unser Dorf soll schöner werden
Die Verdorfungsabsichten und die provinziellen Forderungen der Neustädter Grünen im Hinblick auf die zukünftige verkehrsstrukturelle Gestaltung der Bremer Neustadt gehen mir nicht weit genug. Es
nützt doch nichts, nur die Geschwindigkeit dieser ekelhaften rollenden Autos zu drosseln und flächendeckend chromglänzende Fahrradständer zum Abstellen unserer zweirädrigen Klapperkisten hin zu
stellen. Nein, ich plädiere für die komplette Stillegung des durchfließenden Autoverkehrs, damit wieder mehr Platz ist für die Hühnerhaltung und für die sonntäglichen Ausritte. Auch könnten die
vielen Kinder, die uns die Neustädter Grünen bescheren, dann wieder sorglos in den Strassen und Gassen spielen, ohne von Feinstaub und gefährlichen elektronischen Wellen gefährdet zu sein. Es
könnte wieder Vieh gehalten werden und schöner ökologisch hergestellter Rohmilchkäse unters Volks gebracht werden. Weg mit den Autos aus der Neustadt! Wer von den Neustädtern und Neustädterinnen
trotz allem Car-Sharing und trotz BSAG nicht auf das eigene "Unding" verzichten kann, soll dieses dann aber bitte gefälligst außerhalb der Neustädter Dorfzone parken, z.B. in Woltmershausen oder
in Huckelriede. Da kommt man problemlos gut entweder zu Fuß, mit dem Rad, mit dem Schiff oder mit öffentlichen Verkehrsmitteln hin. Ein guter Platz für den Dorfmisthaufen wäre der jetzige
Delmemarkt. Den Discounter und die Marktstände brauchen wir dann ja nicht mehr, weil die Neustädter auf den ehemaligen städtischen Zufahrtsstraßen Langemarckstraße und Friedrich-Ebert-Straße
jetzt ja alle ihr eigenes Obst und Gemüse anbauen. Und die Pappelstraße? Die eignet sich doch bestens als Inline-Skating-Bahn. Ich sehe schon unsere aktiven grünen Neustädter Beiratsmitglieder,
wie sie in ihren jungen Jahren auf ihren Inlinern die Pappelstraße cool hin und her flitzen. Und kein Auto, kein Bus, kein Lieferverkehr und kein Fahrrad - ja: kein Fahrrad, weil auf der
Pappelstraße dann Fahrradverbot ist - stört sie dabei. Ist das nicht eine schöne Vision?
Das achtstöckige Hochhaus, in dem ich nunmehr seit 27 Jahren lebe, ist flachgelegt. Unsere Hausgemeinschaft, sagen wir einmal: unsere Horizontale Siedlungsgemeinschaft, besteht aus 16 Parteien.
Unser Fahrstuhl ist die verkehrsberuhigte Wohnstraße in der Mitte zwischen den Parteien links und rechts. Hinten haben wir Gärten. Die einen östlich ausgerichtet, die anderen dem entsprechend
westlich. Ich lebe gartenmäßig westlich, arbeitszimmermäßig aber östlich, also zum Fahrstuhl, zur Straße hin. Über die Straße hinweg können wir uns gegenseitig in die Fenster schauen und gut
wahrnehmen, was in den Hauseingängen, Garagen und Vorgärten so vor sich geht.
Das ist der Vorteil gegenüber einer vertikalen Wohnweise. Hier kann man z.B. aus der Wohnung des 2.Stockes nicht wahrnehmen, was im 7. passiert, es sei denn, es handelt sich um Verbrechen. Dann
rast die Polizei mit ihren Einsatzkommandos das Treppenhaus hinauf und man wird zwangsläufig aufmerksam gemacht auf das nachbarschaftliche Geschehen im 7.Stock.
In unserer Horizontalen Siedlungsgemeinschaft geschehen keine Verbrechen, dennoch wissen wir immer, was in der Reihe oder gegenüber so vor sich geht. Auch haben wir Siedlungskommunikatoren, die
mal hier mal da Informationen über die Straße hinweg austauschen. Sie sind über alles informiert und betätigen sich als Informationsboten. Auch dieses ist in der vertikalen Lebensweise
komplizierter, da du ja immer über das Treppenhaus treppauf treppab müsstest, oder dich ständig im Fahrstuhl aufhalten. Gut, neuerdings, wo es verpönt ist, in den Wohnungen zu rauchen, stehen
jetzt die Kommunikatoren der Vertikalen Wohnweise unten am Gemeinschaftsmüllhaus und tauschen während der Rauchvorgänge wichtige Hausinformationen aus.
Bei uns in der Horizontalen Siedlungsgemeinschaft haben wir zudem den Vorteil des demographischen Wandels. Unsere Rentner und Freigestellten, alles Männer, halten sich in ihren Blaumännern und
Latzhosen überwiegend vorne zur Straße hin auf, da ja hinten im schmalen Garten alles schnell erledigt ist – es sei denn, ein neuer Geräteschuppen muss gebaut werden oder ein Gewächshaus für die
Tomaten. Dauernd die Kürbisse bei ihrem Wachstum zu beobachten ist auf Dauer auch öde, also ab auf die andere Seite, zum Fahrstuhl, zur Straße. Hier rufen wir uns dann lauthals quer über die
Straße verschiedene Dinge bezüglich des Wetters, bezüglich des Fußballsportes, bezüglich der Nachbarinnen usw. zu, was natürlich alle anderen, die nicht draußen stehen und rufen, mitbekommen.
Soll ja auch.
Was so schön ist an unserer Horizontalen Lebensweise ist die enge Kommunikationsdichte. In der Vertikalen Lebensweise kann man leicht vereinsamen. Du hängst lustlos in der Mitte herum, gehst
nicht raus, und du weißt nicht, was oben und unten passiert. Es sei denn, es geschieht einmal wieder ein Verbrechen im 3., dann guckst du natürlich automatisch im Treppenhaus neugierig vom 4.
runter in den 3., wer nun wieder hat dran glauben müssen. Dann kommt sogar die Polizei zu dir rein in die Wohnung, um dich als Zeugen zu befragen, ob du etwas gehört hast, gesehen hast, gerochen
hast und so weiter. Dann stehst du mitten im Geschehen.
Das ist bei uns Horizontalen alles nicht nötig. 1. weil keine Verbrechen geschehen, 2. weil wir überwiegend draußen stehen und alles mitbekommen. Und weil wir 3. alles gebildete, zivilisierte,
teilweise sogar promovierte Menschen sind, die wissen, was sich gehört, und was nicht. Wir haben sogar Ärzte unter uns, Psychologen, Soziologen, Personalentwickler, Geschäftsführer, Fernsehleute.
Nur vom Feinsten. Da ist es doch klar, und das unterscheidet uns doch von der anonymen rustikalen Vertikalen Lebensweise, dass hier bei uns geschliffene und zivilisierte Umgangsformen an der
Tagesordnung sind. Man begegnet sich respektvoll, man kommuniziert locker über die Gartengrenzen hinweg, man begegnet sich bei gemeinsamem Essen & Trinken und organisiert das gemeinsame Spiel
der Kinder, sofern noch welche da sind.
Und vor allem: man grüßt sich freundlich, wenn man sich begegnet. Das ist doch selbstverständlich unter Akademikern und sonstigen gebildeten Menschen. Nicht wie in der Vertikalen Lebensweise, wo
der 3.Stock nicht weiß, wer da gerade aus der Wohnung im 5. gekommen ist und grußlos hastig an dir im Treppenhaus vorbei gerannt ist. Etwa wieder ein Verbrechen? Nein, bei uns in der Horizontalen
geht uns immer ein nachbarschaftliches Guten Morgen, Moin, Guten Tag oder n’Abend über die Lippen! Manchmal sogar ein herzliches: Alles klar, oder: Na, geht’s gut und so ähnlich. Dadurch drücken
wir unser Horizontales Gemeinschaftsgefühl mit Herz und Seele aus.
Gut: die Ausnahmen bestätigen die Regel. Es gibt auch in unserer gediegenen Horizontalen Siedlungsgemeinschaft immer einmal Ausnahmen. So frage ich persönlich mich seit 2 – 3 Jahren, weshalb 3 –
5 meiner Nachbarinnen mich nicht grüßen, obwohl ich hier zu den Straßenältesten zähle!
Eine persönliche Ansprache und Nachfrage war bisher nicht möglich, da sich noch keine Gelegenheit dazu ergeben hat. So kann ich nur spekulieren.
Es werden wohl meine vielen ausländerfeindlichen, integrationsfeindlichen und polenfeindlichen Äußerungen und Randbemerkungen sein, die meine polnische Nachbarin zwei Eingänge weiter davon
abhalten, mich zu grüßen, geschweige denn nachbarschaftlichen Kontakt aufzunehmen. Von nachbarschaftlicher Integration oder sogar von Assimilation kann keine Rede sein. Wenn sie wüsste, dass ich
bei der VHS den 5-tägigen Kursus: Polen, Land und Leute, bei Filomena mitgemacht habe, und wenn sie wüsste, dass ich sogar Bigos kochen kann, und wenn sie wüsste, dass ich in meiner aktiven
beruflichen Zeit als Geschäftsführer schon kurz nach der Wende 4 nette polnische Mitarbeiterinnen beschäftigt habe, würde sie sich dann anders mir gegenüber verhalten? Ich hoffe weiter, zumal ich
weiß, dass es lustige Leute sind. Das beweisen sie immer, wenn sie hinten im Garten ihre Feiern haben – unter sich, es wird nur polnisch gesprochen. Na ja, sagen wir Ostpreußen, da kannst du wohl
nüscht nich machen. Vielleicht ist es ja auch so, dass sie in Stettin, oder in Danzig, oder in Breslau, wo auch immer sie herkommen mögen, vorher vertikal gewohnt haben, und dass sie sich erst
einmal mit den Gegebenheiten des Horizontalen Wohnens in Horizontalen Siedlungsgemeinschaften vertraut machen müssen. Das kann Jahre dauern. Kann auch sein, dass sie einfach nur katholisch ist,
und dass sie zu Fremden, besonders zu fremden Männern noch nicht einmal Blickkontakt aufnehmen darf. Wer weiß?
Es werden wohl meine chauvinistischen, frauenfeindlichen und sexistischen Äußerungen und Randbemerkungen sein, die meine beiden Nachbarinnen aus der gleichgeschlechtlichen Lebensgemeinschaft von
gegenüber davon abhalten, mich zu grüßen. Andere Männer aus der Straße grüßen sie ja und kommunizieren mit ihnen öffentlich. Warum mich nicht? Ist es nur, weil ich von der anderen Seite bin; ist
es, weil ich alt und übergewichtig bin; oder hat es mit der Lächerlichkeit und Gebrechlichkeit meines alten, ungepflegten Autos zu tun? Ich kann es mir nicht erklären! Ich habe schon meinen
ehemaligen Sozialarbeiterkollegen von Rat & Tat angesprochen. Er sagte mir, ich solle mich deshalb nicht grämen, das sei normal. Dahinter könnte sich Angst verbergen oder die bei seinem
Klientel noch weit verbreitete Annahme, dass die heterosexuelle Welt immer noch mit Vorurteilen und Verurteilungen den Schwulen und Lesben gegenübersteht. Das legt sich mit der Zeit, so sagte er.
Wenn sie erkennen, dass du ein toleranter und aufgeklärter Mensch bist, dann ändert sich das, so der Kollege. Er gab mir den guten Rat mit auf den Weg, weiterhin um Freundlichkeit den
Nachbarinnen gegenüber bemüht zu sein, und ihnen zu zeigen, dass man von ihnen weiterhin die Rückgabe dieser Freundlichkeit erwartet. Das sind Lernprozesse, so sagte er. Das kommt schon noch!
Immerhin, so der Kollege weiter, sind die gesellschaftlichen und rechtlichen Prozesse und Ergebnisse im Hinblick auf die Tolerierung und Gleichstellung der Schwulen und Lesben in Deutschland noch
relativ jung. Da hätten wir alle noch viel zu lernen. Schau‘ dir Russland an, wo nationalchauvinistische Faschisten nach wie vor gegen die Schwulen und Lesben vorgehen. Oder, so mein Berater
weiter, schau‘ dir Polen an, wo die katholische Staatskirche es sich nach wie vor erlauben kann Schwule und Lesben zu verachten und zu diskriminieren! Na ja, denn bin ich ja beruhigt. Danke
Kollege. Sei gegrüßt!
Was bedeutet das nun für mich und für unsere herrliche Horizontale Siedlungsgemeinschaft?
Ich fahre jetzt erst einmal nach Köln und besuche meine früheren schwulen Kollegen aus der Verbandsarbeit. Die herrliche Horizontale Siedlungsgemeinschaft will ich aber trotz der tröstenden Worte
meines ehemaligen Kollegen von Rat & Tat über kurz oder lang verlassen. Möglicherweise werde ich wohl wieder dort landen, wo ich herkomme. Bei den Vertikalen. Gustav-Radbruch-Str. 17.,
6.Stock, Neue Vahr Nord.
Donnerstag 16. September 2010
Katharina Loewe
Nummer ziehen
Abenteuer Fahrkartenkauf
Wie heisst es so schön: wenn du eine Reise machst, dann kannst du 'was erleben - oder so ähnlich. Bei mir fing das Erlebnis bereits heute bei der Reisevorbereitung an: Fahrkartenkauf im
DB-ReiseZentrum. Schon beim Betreten des Zentrum konnte ich mich des Eindrucks nicht erwehren, dass hier eine ausserordentlich bedrückte und angespannte Atmosphäre herrschte.Mindestens 30
Menschen saßen oder standen still in der großen Halle, einige liefen mit schwerem Reisegepäck unruhig in der Halle hin und her, andere wiederum hatten gelassen Hörknöpfe im Ohr. Auf der rechten
Seite der Halle die Fahrkartenschalter, aufgereiht und mit Nummern von 1 bis 14 bestückt. Ca. 6 - 7 Schalter waren nur besetzt, auf den anderen standen große Schilder mit Hinweisen, dass hier
zurzeit keine Bedienung ist - sah man ja! Auf die hochhängenden Monitore in der Halle hatte ich beim Eintritt gar nicht geachtet und ging davon aus, dass, wenn irgendwo ein Schalter frei wird,
dass ich dann, wenn sich niemand anders vordrängelt, an den Schalter heran treten darf. Schalter 6 wird frei, ich also hin! Hinter dem Schalter ein robuster Mittvierziger im schicken DB-Anzug mit
schicker roter DB-Krawatte. Er schaut mich strafend und abschätzig an und blöfft ein für alle Anwesenden hörbares: "Nummer ziehen !!" in den Saal. Ich zu ihm: Meinen sie mich, welche Nummer soll
ich ziehen? Er:da! Und zeigt mit gestrecktem DB-Finger in die Richtung eines Kastens. Er: hier geht es der Reihe nach und nicht nach Schönheit! Na ja, das Idealbild eines Mannes war er ja nun
gerade auch nicht, aber ich verbat mir selbst eine gleichwertige Retourkutsche. Ich kleinlaut: was muss ich denn da machen? Er wieder, fast militärisch: Nummer ziehen und oben gucken, wann sie
aufleuchten! Wann ich aufleuchte? Nein, nicht sie, ihre Nummer und der Schalter! Im Saal fingen einige jetzt an zu maulen: ...das kennen wir ja, oder: typisch Frau..., oder: so tun als
ob,usw.usw. Ich kam mir vor wie eine iranische Ehebrecherin und huschte zu dem Kasten. Zwei Knöpfe: International und National. Wohin wollte ich denn noch schnell reisen, ist das noch
Deutschland? Ja, Deutschland,Bad Reichenhall, ist ja wohl noch Deutschland! Ich also National gedrückt. Aus einem Schlitz kommt die N438 heraus, die ich jetzt fest gedrückt in meine Hand nehme.
Ich schaue hoch, welche Nummer gerade dran ist:
N412. Er vom Schalter rief mir noch zu: Siehste, geht doch! Ich setzte mich auf die Wartebank, atmete tief durch und war heilfroh, dass ich erst nächste Woche fahre. Bis dahin wird die N438 ja
wohl dran gekommen sein!
Mittwoch 22. Dezember 2010
SCHNEETERROR 2010
Josef Fellstein kommt seinen Pflichten nicht mehr nach und weigert sich weiterhin am kollektiven Räumwahnsinn teilzunehmen.
Ob er damit allerdings durchkommt? Die erste nachbarschaftliche Anzeige oder der erste Ausrutscher vor seiner Haustür wird ihm wohl das Genick brechen!
Wohin das Aug' auch blicket in diesen Tagen: Schnee, Schnee, Schnee. Ich mag morgens schon gar nicht mehr aus den oberen Fenstern schauen. Die Schneematte hinten im Garten wird immer dicker, und
vorne zur Straßenseite hin sind schon die ersten nachbarschaftlichen Schneebeseitiger am Gange.
Sie schieben, sie kratzen, sie fegen, sie streuen. Ja, einige haben bereits ihre Schubkarren aus dem Schuppen geholt und transportieren "ihren" Schnee auf die andere Seite und laden auf dem immer
größer werdenden Gemeinschaftsschneehaufen auf der Straße ab, so, dass die schlingernden Autofahrer nur noch kaum durchkommen. Ich geb's ja zu, am Anfang war ich auch dabei beim kollektiven
Schneebeseitigen. Bis mir bewußt wurde, dass es sich hier gar nicht um die ordnungsrechtlichen Pflichten ging, sondern um nachbarschaftlichen Reinigungswettbewerb. Mit zunehmender Schneemasse
wuchsen auch die körperlichen und schneebefreienden Anstrengungen meiner Mitmenschen. Ja, wahre Kratz- und Schiebeorgien entwickelten sich. Fritz von Nummer 48 gegenüber entblößte sich bei 7 Grad
minus sogar bis aufs weiße Feinrippunterhemd - so hatte er sich ins Zeug gelegt. Der Schweiß lief ihm nur so runter. Schweiß gibt zwar keine gelben Flecken im Schnee, aber immerhin löst sich der
Schnee dort, wo die Schweißtropfen ankommen, auch auf.
Nee, dachte ich mir nach drei Tagen Dauerschnee und Dauerschneefegen, wozu das Ganze? Das ist doch Sysyphus! Ich schmeiß hin und laß' Schnee Schnee sein. Der Postbote ist pfiffig genug nicht
hinzufliegen, dachte ich mir. UPS und DHL, das sind alles robuste Jungs, die vor nichts zurückschrecken. Den oder die Zeitungsausträger/in kenne ich ja sowieso nicht, so früh kommen die. Ja, so
dachte ich mir, und wer soll schon sonst noch kommen? Die Zeugen Jehovas? Der Gemeindepastor? Laß' die doch, so dachte ich mir klammheimlich, hinfliegen! Meine Nachbarn links und rechts sind weit
weg tagsüber und auch sonst.
Aber, so belehrte mich Jochen von Nummer 2, mit dem ich über meine Verweigerungshaltung sprach,du mußt dafür geradestehen, wenn bei dir doch mal einer auf die Schnauze fliegt. So sei die
rechtliche Lage. Ja, wiegelte ich ab, rechtliche Lage bei der Wetterlage. Wer soll denn dagegen noch ankommen? Auch hier wußte Jochen eine Antwort. Ja, sagte er, der Deutsche Mieterbund, der hat
beim Bundesgerichtshof ein Urteil durchgesetzt, dass du bei Dauerschneefall nicht schippen mußt. Aber du mußt dann nachweisen, dass die Extremwetterlagen vorgelegen haben! Bin ich denn bekloppt,
so meine Reaktion, ich werde wegen Schnee auch noch 'nen Rechtsanwalt, der ohnehin schon bestens verdient, beschäftigen, oder was? Nee, so ich zu Jochen, das alles mache ich nicht mehr mit. Ich
lass' der Natur freien Lauf und sehe zu wie ich durchkomme. Das kannst du, so Jochen, am Polarkreis machen, aber doch nicht hier bei uns in der rechtlich zivilisierten Gemeinschaft. Du mußt, so
Jochen, der sich immer weiter in seine Rechtswissenschaften hineinsteigerte, wenn du selbst keinen Bock hast zum Winterdienst, für Vertretung sorgen. Wer soll mich denn vertreten, hier hat doch
jeder selbst genug mit seinen langen Metern Schneeee zu tun! Du bist der Räumpflichtige und du bist der Streupflichtige, da führt kein Weg dran vorbei. Und wenn du nicht kannst oder willst, dann
muß das in deinem Auftrag ein Anderer machen, so leid es mir tut mein lieber Josef. Mein lieber Josef, mein lieber Josef! Nein, ich will nicht mehr, so ich zu Jochen. Der konterte: der Streifen,
den du freiräumen mußt, der muß mindestens 1,20 Meter breit sein, damit zwei normale Passanten aneinander vorbeigehen können, so die Rechtssprechung der Obersten Landgerichte Köln und Dresden.
Köln und Dresden, ja gut, so ich, die haben ja auch ganz andere Schneeprobleme als wir hier. Dresden ist doch im Winter voll eingeschneit, da kommste du doch von außen gar nicht mehr rein ohne
Schneeraupe! Und die Kölner müssen ihre Wege frei haben für ihre Veddelzüge, die ja schon im November anfangen.Und was heißt hier schon "normale Passanten"? Einige, die hier vorbeikommen, die
brauchen alleine für sich doch schon 2 Meter!
Also, so Jochen, was ist denn nun, soll ich für dich fegen, schieben, kratzen, streuen - oder soll ich nicht? Ja, um Himmels Willen! Mach doch! Jochen: 7,50 € pro Einsatz! Wie 7,50? Jochen:
Mindestlohn! Noch nie was von gehört?
Josef Fellstein
1/11
05. Januar 2011
Fellstein's Wintersüchte, ein Konvolut
Unser Mitherausgeber Josef Fellstein ist ja, wie hier zu lesen war, noch im alten Jahr frühzeitig in den Schneeräumboykott getreten. Dann kamen für ihn, wie für uns alle, diese
endlosen Weihnachts- und Neujahrsfeiertage und eine weitere Verfestigung der Wintertage. Das alles hat ihn schwer mitgenommen. Mit diesem Beitrag will er sich befreien von den trüben Tagen und
das alles nicht mehr wahrhaben. Hier sein schriftliches Konvolut:
Mann, Mann, Mann....ich kann das alles nicht mehr sehen. Wenn es um Weihnachten rum ja noch ganz schön war für's Auge mit dem Winter, dann reicht es jetzt aber wirklich. Ich sehe nur Grau in Grau
bereits früh morgens, ich sehe nur dreckigen Restschnee auf den Straßen und vereiste Fußwegkanten und daneben liegend ausgerutschte Passanten. Ich sehe nur noch kleingeistige Kleinvögel: Meisen,
Finken und Spatzen, die sich die hingeworfenen Sonnenblumenkerne aus dem Schneegemisch aus Himmlischem, Sandigem, Salzigem, Splittigem hinten im Garten und vorne im Eingangsbereich herauspicken.
Gibt es denn keine großen Vögel mehr? Dazwischen diese Restflugkörper aus der Sylvesternacht, verschossen von Marco von gegenüber und von Sven von Nr. 6, der sonst so aussieht, als würde er noch
nicht einmal einen Streichholz anzünden können. Aber Sylvester den Pyromatiker machen und anderer Leute Vorgärten konterminieren! Nee du, dazwischen überall noch glatte Stellen, so dass du immer
Gefahr läufst auf die Schnauze zu fliegen. Und dann kommen auch noch - ja, ihr glaubt es nicht - gleich am Anfang des Neuen Jahres zwei Hausiererinnen an die Tür und klingeln und fragen, ob ich
ein wenig Zeit hätte, um über einige Lebensfragen zu sprechen. Die ältere der beiden Hausiererinnen ein glatter in einen korrekten Mantel mit Halstuch gehüllter Grundschullehrerinnentyp, die
andere ein junger knapp 18jähriger Mädcheninternatstyp. Und als ich sofort erkannte, dass es sich um zwei Entsandte der Zeugen Jehovas handelte, versuchte ich einigermaßen freundlich, was ich ja
sein kann, deutlich zu machen, dass ich Atheist bin und kein Interesse an religiösen Haustürgesprächen hätte. Darauf hin die Grundschullehrerin: ob ich mich denn noch nie mit religiösen Fragen
beschäftigt hätte. Das fragt mich diese mittelalte Verkniffene mit dem Mantel und dem Halstuch ohne Respekt gegenüber meinem Alter, ohne Respekt gegenüber meiner Lebenslaufbahn, ohne Respekt
gegenüber meinem Heimrecht. Wäre ich nicht manchmal so ein besonnener Mensch und anerkannter (3 Instanzen) gewaltloser Kriegsdienstverweiger, der im Jahre 67 aus religiösen christlichen
Gewissensgründen im Bundrswehrdienst den Dienst mit der Waffe verweigert hatte, ich hätte ihr, na, sagen wir einmal freundlich: eine reinhauen können, oder sagen wir es noch freundlicher:
sie in den dreckigen Schneeberg vor dem Garagentor den Russen zum Fraß hinschmeißen können. Ich beherrschte mich aber, wie es ja meine Art ist, und konterte, bevor ich meine Haustür von innen
schloß, nur noch mit dem Hinweis, dass ich wieder rein müsse, da ich gerade den Teufel und einen wahrhaftigen Engel zum Früstücksbesuch im Hause hätte. Die junge Hausiererin sagte noch: Ach so,
dann wünschen wir noch einen schönen Tag.
Einen schönen Tag! Einen schönen Tag! Schöne Tage sind etwas anderes!
Je mehr Altschnee und Zeugen Jehovas ich zurzeit sehe, desto größer werden die Sehnsüchte, die Sehsüchte und die Seesüchte in mir.
Warum hau' ich eigentlich nicht einfach ab nach Afrika in die Sonne oder zumindest nach Portugal oder Italien , wo es ja meistens auch immer warm sein soll. Endlich keine kalten Füße mehr nachts.
Endlich wieder bei geöffnetem Fenster schlafen können, ohne dass dir die Eisvögel und die Schneeeulen (einige der wenigen Wörter mit 3 e hintereinander!) ins Schlafzimmer kommen. Was
wäre das schön jetzt im australischen Sommer. Gut, die haben Wasser - aber einfrieren wie meine Dachrinne wird das nicht!
Ach, könnte ich doch los ins Licht! Es muß ja gar nicht so weit weg sein: ich fliege wie Werder in die Türkei. Da war ich zwar noch nie. Aber wenn die Intelligenzbolzen von Werder da
zurechtkommen, dann werde ich das ja wohl auch noch raffen. Ich muß ja nicht rennen wie Rosenberg und Almeida, ich stell' mich einfach hinter's Tor von Timmi, Welttorwart Nr. 1, und
schau' ihm beim Training zu, wie er die Dinger oben aus dem Winkel rausfischt und hinterher noch den doppelten Rittberger macht. Ach, könnte doch das Auge sich erholen. Keine Zeugen Jehovas
sehen, keine Teufel, keine Engel. Echte Sehsüchte kommen in mir hoch. In Viareggio im Cafe Alpi Apuani sitzen und den hübschen italienischen Jungs und Mädels auf ihren geilen Motorrollern
nachkucken. Durch Venedig über die Brücken wandern und die Fische im glasklaren Wasser der Kanäle beim Schwimmen betrachten. Oder nach Lissabon fliegen, hoch fahren mit der alten Straßenbahn in
die Alfama und einfach nur runter schauen auf den Tejo. Im Hintergrund singen Amalia und Mariza gemeinsam das schöne Fado-Lied: Oh minha terra...
Oder auf so 'nem Dampfer sitzen, an der Rehling und einfach nur rauskucken auf See, auf die Karibik, auf den Pazifik, auf den Indischen Ozean, auf das Brasilianische Meer. Soll auch schön sein,
so jedenfallssieht man es ja im Fernsehen bei Traumschiff. Und dann nach dem Kucken an der Rehling zum Kapitänsdinner. Zum Schluß dann immer diese Eisbombe mit dem Feuerwerk drauf. Muß für mich
aber nicht sein, das habe ich ja hier zu Hause auch.
Na ja, von all dem wird wohl nichts werden: ich muß raus, fegen, es schneit wieder und ich habe bereits eine Verwarnung der Polizei wegen Verletzung der Winterpflichten. Mein Nachbar von
Nr. 2, der mir Hilfe versprach, ist kurzfristig nach Gran Canaria geflogen. Eine vollverhüllte andere Nachbarin ist samt ihrer Burka vor meinem Haus ausgeglitscht und hat Anzeige erstattet.
Es klingelt. Der Dorfpastor macht seine Neujahrsbesuche. O Gott, o Gott.
Josef Fellstein
14/11
Montag 14.März 2011
KIKERIKI, KIKERIKI - BLUT AM KNIE
Über die Bücher- und Zeitschriftenwelle zum Thema: Landleben
Das Land hat Konjunktur. Zumindest in der bürgerlichen Mittel- und Oberklasse. Hochglanzpolierte Zeitschriften mit den Abbildungen von schönen Bauerngärten, Anleitungen zum Anlegen von
Frühbeeten, Berichten über lebendige Düngerspender wie Gülle, Jauche und Stallmist, mit aktuellen Rezepten für schmackhafte Bärlauchspeisen, mit Reportagen von glücklichen Hühnern und Hähnen,
schönen Fotostrecken von ruhigen Orten umgeben von Natur, nostalgischen Bildern aus Omas Küche und Lobpreisungen des Frauenmantels, der Schafgarbe und des Gänsefingerkrautes als heilsame
Frauenkräuter, sowie mitten aus dem wahren Landleben gegriffene Reportagen wie "Mit der Tierärztin unterwegs" wetteifern mit neuen Landkochbüchern, verklärenden drittklassigen Landromanen,
sonnenuntergangsgeschwängerten Landbildbänden und vielen Sendungen in Radio und Fernsehen, wie z.B. Landpartie mit Heike und ihrem Fahrrad vom NDR.
Der Konjunktur müssen sich selbstverständlich auch Journalisten und Autoren anpassen, die den kritischen Landblick und den furchtlosen Gegenwind vertreten. So kommen aus diesem Winkel jetzt auch
reihenweise Bücher und Veröffentlichungen, die die scheinbare Idylle zerstören wollen. Sie bezweifeln, dass Landleben überhaupt noch stattfindet. Alles sei nur Klischee und verlogen. Sie sprechen
von Landflucht und Landfluch, von Verödung der Dörfer und davon, dass nur noch dumme Männer in den Landgemeinden zurückbleiben. Auch von einer zunehmenden Verpufffisierung auf dem Lande wird
berichtet, von mobilen Bordellen und sexuellen Entgleisungen. Ja, so fragt sich der Berichterstatter, was denn nun? Das Land - Idylle oder Puff? Und, so fragt er sich weiter, welche Relevanz hat
die Frage für die städtischen gesellschaftlichen Gruppen, die sich noch nicht einmal einen Ausflug aufs Land leisten können, geschweige denn wohl niemals aus ihrem angestammten städtischen
Armutsstadtteil herauskommen werden, und die ihr Leben einrichten müssen nach dem Motto: Kräht der Hahn auf dem Mist, geht Hartz in'n Puff und alles bleibt, wie es ist.
Exemplarisch für die Leser und Leserinnen, die sich bisher mit dem Thema noch nicht befasst haben, weil ihnen das Thema bisher am Pferdearsch vorbei gegangen ist, kann die Redaktion empfehlen:
a) Mein schönes Land / Gutes bewahren / Schönes entdecken / BURDA SENATOR VERLAG
b) Axel Brüggemann: LANDFRUST / Ein Blick in die deutsche Provinz / Kindler
Rechtes Bild oben
LANDIDYLL an der B 75 bei Bassen (1952 - 1961) / Flüchtlingsunterkunft unterm Dach / 2 Eltern / 4 Kinder / 3 kleine Zimmer. Klo (Donnerbalken) hinten auf dem Hof bei den
Schweinen. Wir Kinder waren den ganzen Tag draußen und durften völlig verdreckt und mit blutigen Knien abends, wenn der Vater von Borgward nach Hause kam, in die "Wohnung" zurück. Wegen der
blutigen Knie und der grasgrünen Kleidung gab es dann meistens noch "Arschvoll"
Dienstag 17. August 2010
POESIE
heute: Alberto Caeiro
Der Hüter der Herden
XLIII
Lieber ein Vogel, der vorüberzieht und keine Spur hinterläßt,
Als ein Tier, dessen Spur sich dem Boden einprägt.
Der Vogel fliegt vorüber und vergißt, und so muß es sein.
Das Tier zeigt, auch wo es nicht mehr ist und daher nutzlos,
Daß es schon da war, was ebenfalls nutzlos ist.
Erinnern ist ein Verrat an der Natur,
Denn die Natur von gestern ist nicht Natur.
Was gestern war, ist heute nichts, und erinnern heißt nicht-sehen.
Zieh vorüber, Vogel, zieh vorüber und lehre mich vorüberziehen!
Alberto Caeiro ist eines der Heteronyme von Fernando Pessoa
Sonntag 05. Dezember 2010
F & U am Sonntag
STILLE BEDTRACHTUNGEN ZUM VORWEIHNACHTLICHEN HÄUSER- UND FENSTERLICHTERGLANZ
von der Lyrikerin unserer Redaktion: Katharina Loewe
DANKE DIR ELEKTROHIRSCH
Ach ist das gut
Wenn allerorts
Das Herz
Sich öffnen tut
Wenn in den Fenstern
Und an Fassaden
Lichterspiel und
Weihnachtliches Leuchten
Uns' Augen tun befeuchten
Wie schön ist doch
Zu sehen und zu spüren
Dass bald nun Jesum
Stehet vor den Türen
Vor dem Hause
In der Reihe
Brunfet nun in aller Pracht
Ein Leuchtehirsch
Mit seihenem Geweihe
Im Garten hinten
Überdisimensional
Nikolas der Weihnachtsmann
Und locket alle Blicke an
Und drinnen in den Weihnachtsstuben
Weilen brave Mädels
Und auch Buben
Nüsschen tun sie hacken
Wollen Plätzchen für die Mutti backen
Ach, ganze Häuser
Finden sich im Lichterkleid
Himmlisch eingehüllt in
Tausende von Lumen
Leuchten sie für alle
Menschen weit und breit
In Habenhausen und woanders
Stehen staunend
Tausend von Passanten
Vor den schönsten
Der Benannten
Ach, Seele du
Die in mir ruhet
Erfreue Dich des Glanzes
Danke Dir Elektrohirsch
Und Danke Dir
Du roter Stern
Ach wie hab'
Ich doch
Die Weihnachtzeit
So gern
8/11
Montag 31. Januar 2011
AMÜSIERFASCHISMUS
Gott sei Dank. Die Woche fängt gut an für mich. Mein Medienberater, der mir regelmäßig gleich am Anfang der Woche montags um kurz nach 8 im Nordwestradio sagt, was gut war
und was schlecht war in den Medien, hat mich heute früh freigesprochen von jeglicher Mitschuld am Amüsierfaschismus. Denn ich habe mir nicht eine Sekunde Dschungelcamp angeschaut. Weiß also gar
nicht, worum es geht. Ich hab' damit nichts zu tun, ich bin fein raus!
Alle anderen, die sich schämen sollten, können sich ja einmal nachträglich anhören, was unser Medienexperte an Abscheu und Ekel über die Welle gebracht hat. Besonders gut zuhören sollten die so
genannten seriösen Journalisten des Feuilletons, denen Herr Hörisch den Vorwurf des Mangels an klarem Bekenntnis gegen die Dschungelsendung macht, und die sich von ihm die Frage gefallen lassen
müssen, weshalb sie sich überhaupt mit diesem Dreck beschäftigen. Hörisch sagt klipp und klar, dass das, was da gezeigt wird, sich einfach nicht gehört, und dass es keinen Grund für Journalisten
gibt, darüber auch noch zu berichten! Aber hört selbst, hier:
Von REDAKTION, 21. März 2011 - Mit der wachsenden Zahl ziviler Opfer wächst auch die internationale Kritik an den Luftangriffen westlicher Staaten auf Libyen. Nach Angaben der
libyschen Führung war...
Der Wiedehopf, der Wiedehopf, der bringt der Braut 'nen Blumentopf, fiderallala, fiderallala, fiderallalallala. Der in der "Vogelhochzeit" besungene Wiedehopf hat weit mehr zu bieten als einen
Blumentopf. Ein ziemlich beeindruckendes Aussehen nämlich. Mit seinem langem Schnabel, dem rötlichen Oberkörper, den schwarz-weißen Streifen an Flügel....mehr lesen bei
SPIEGEL.ONLINE
Wir wurden von Manfred Willi Reichert aus Visselhövede über facebook auf den Artikel bei SPIEGEL.ONLINE aufmerksam gemacht. Dafür ein Herzliches Dankeschön. Wir haben uns in der Redaktion
spontan entschieden, sofort im nächsten Frühjahr zum Kaiserstuhl zu fahren, um unseren "Symbolvogel" in Augenschein zu nehmen, ihn zu fotografieren und ihn, wenn möglich, auch zu interviewen. Das
Interview soll Josef Fellstein vornehmen, er kann Vogelstimmen. Auch freuen wir uns bereits jetzt auf eine schöne Runde in einem dieser kleinen Weinstübchen im Kaiserstuhl. Wir wollen Manfred
Willi Reichert aus Visselhövede einladen, an der Wiedehopf- und Weinreise teilzunehmen.
Uli Pelz (upz)
Nr. 13/12
Dienstag 03.Juli 2012
STUNDENGEDICHT
ZWISCHEN 11 und 12
von Uli Pelz
Eine E-Mail kommt an aus Unna
Die Mutter ist doll krank
Was Wunna bei Blut Zweihunna
Auch mit den Küchen
Ist es absolut zum Flüchen
Der Kunde ist mal wieder König
Für den Profit da nutzt das wönig
Wir machen Urlaub auf dem Schiff
Und hoffen auf kein Riff
Ein Anruf kommt an aus Gütersloh
Ich hätte noch kein Buch bestell
Zur Strafe schicken sie mit DHL
Lektüre für das Wasser-Klo
So ginge das mit mir nicht weiter
Als Mitglied sollt ich sein konsumbereiter
Hab dann gleich, quasi aus dem Stand
Angefordert diesen populären Band:
Kochen und Backen wie auf dem Land
Ein Brief kommt an aus Pinneberg
Die Lieferung wird sich verzögern
Wir bitten um Entschuldigung
Der menschengroße Gartenzwerg
Erfährt die allergrößte Huldigung
Engpass, Stau und Frust im Zwergenwerk
Sind leider nun die log'schen Folgen
So dass Ulli, der bestellte Zipfelmützenmann
Bei Ihnen kommt wohl später an
13/28
Freitag, 7.Juni 2013
FREITAGSFRÜHGEDANKEN
von Uli Pelz
Im Radio der Preußische Ikarus
Seit Köln 76 gemeinsam alt geworden
Zuckerkampf mit 14 Litern Insulin
Bioalpenkräuterkäsebrot mit Erdbeerscheibchen
Und Kanne Kaffee schwarz
Das Lokalblatt von vorne bis hinten
Wenig Tote, stattdessen viele Verlobungen
Schönes Buch von Ortheil quergelesen
Die Insel der Dolci
Wenn schon kein Zucker, dann wenigstens
Ein süßes Buch mit herrlichen Kuchenfotos
Ob wohl die Vogelkarte angekommen ist
Und die Frage, wer sie der Mutter vorliest
Bewegt die Gedanken
Fischbratgerüche entströmen
Den Ablüftern der Kantinen
Die Katzen lauern unter den Küchenfenstern
Auf das Hinauswerfen der inneren Werte
Was wohl das Wochenende außer Sommerwetter bringt
Im Garten noch Ruhe vor dem Sturm
Bald nun wieder Holz und Stein
Und Rauchschwaden
Von den verkohlten Grillstationen?
13/24
Sonntag, 7.Juli 2013
SONNTAGSGEDANKEN
zu Hilda (91), der Schneiderin aus Ostpreußen
SONNTAGSGEDANKEN
Ich mache mir heute, am Sonntag, heftige Gedanken darüber, wie es wohl weitergehen soll mit meiner Mutter. Sie befindet sich zum wiederholten Male mit schweren Verletzungen, die sie sich im
Altenpflegeheim, Abteilung Demenz, zugezogen hat, im Krankenhaus. Ich begreife nicht, wie es zum wiederholten Male geschehen kann, dass trotz angesagter besonderer Intensivpflege eine 91jährige
demente Bewohnerin einer Altenpflegeeinrichtung, die sich auf ihren zwei Beinen selbständig schon seit langem nicht mehr fortbewegen kann und im Rollstuhl transportiert werden muss, beim
Toilettengang vorneüber fällt und sich Rippenbrüche und schwere Hämatome im Gesicht und am Kopf einhandelt. Und dann mache ich mir heftige Gedanken darüber, weshalb Altenpflegeeinrichtungen es
programmatisch und personell nicht organisieren können, für solche Fälle, in denen BewohnerInnen, die aus den Einrichtungen in Krankenhäuser eingeliefert werden müssen, die betreffenden
BewohnerInnen mit nach außen hin zugehenden, betreuenden personellen Ressourcen zu begleiten, und diese Aufgabe nicht den Angehörigen überlassen – wenn denn welche da sind? Verschärft werden die
heftigen Gedankenspiele noch durch die persönlichen Vorerfahrungen in vier bis sechs ähnlichen Fällen in den Vorjahren, dass das Krankenhauspersonal auf die fachgerechte Versorgung von dementen,
artikulationsunfähigen und unruhigen Patientinnen überhaupt nicht eingestellt ist. Was im Endeffekt bedeutet, dass die eingelieferten Patienten und Patientinnen dem nichtkorrespondierenden
Nichtsystem zwischen Altenpflege und Krankenhaus hilflos ausgeliefert sind. Dabei kann es passieren, dass sie nicht gefüttert werden. Dabei kann es passieren, dass ihnen mittags Hähnchenkeulen
mit spitzen Hähnchenkeulenknochen hingestellt werden und nicht die angesagte passierte Kost. Dabei kann es auch passieren, dass das Krankenhauspersonal sich lustig macht über die ständigen,
ängstlichen Aufschreie der Patientinnen! Es ist eine riesige Sauerei, die da abläuft – und es ist eine riesige Versorgungslücke im gesamten Pflege- und Gesundheitssystem. Und meine
Sonntagsfragen werden noch heftiger und aggressiver vor dem Hintergrund, dass ich mich an den monatlichen Kosten für das Wohnen der Mutter im Altenpflegeheim nicht unerheblich beteilige! Und dann
mache ich mir heute, am Sonntag, heftige Gedanken darüber, ob ich es verantworten kann, dieses Mal die Mutter nicht im Krankenhaus zu besuchen, um stundenlang neben ihr im Krankenzimmer zu
stehen, ohne dass sie in der Lage ist, mich tatsächlich wahrzunehmen und zu registrieren. Doch, ich kann es verantworten, da ich weiß , dass die amtsgerichtlich bestellte Betreuerin der Mutter -
der ich übrigens nicht über den Weg laufen möchte, auch nicht im Krankenhaus – ihrer Betreuungsaufgabe voll und ganz gerecht werden wird. Da mir ja von ihr bescheinigt wurde, dass ich
keinerlei Verantwortung für die Mutter trage, halte ich mich in der Krankenhausbetreuung zurück und überlasse diese Aufgabe den Fachkräften. Dabei hoffe ich auf ein insgesamt gutes Ende für alle.
Dem Gesundheits- und Pflegesystem in Deutschland wünsche ich eine grundlegende Reform. Dem amtsgerichtlich bestellten Betreuungswesen in Deutschland wünsche ich immer die richtigen
Entscheidungen. Mir selbst wünsche ich noch einen geruhsamen Sonntagssommerabend. Und meiner Mutter wünsche ich endlich eine friedliche Erlösung. Warum muss sie sich in hohem Alter noch so quälen
– sie hat ja so viel in ihrem Leben geleistet: Flucht aus der Heimat, einen Schneider aus Sachsen geheiratet, 4 Kinder geboren, davon eines früh gestorben, Armut, Krankheiten, Sucht, Demenz…Das
reicht ja wohl? Oder?
Uli Pelz
3.Mai 2010
1. Mai-Demonstration auf dem Domshof in Bremen
Ulrich Pelz war seit langer Zeit einmal wieder da
Fehlte nur noch das kleine Riesenrad und der Happy Sailor und der Kleine Freimarkt wäre perfekt gewesen. Ein buntes Gemisch aus Champignonbrutzelbude, DKP-Stand (ich wusste gar nicht, dass
es diese West-SED noch gibt), aus GRÜNEN-Spielplatz, VERDI-Luftballonaufpusterei, HOLländischer Pufferbraterei, LINKEN-Propagandastand (besetzt mit dem Öffentlichkeitsgeneralsekretär aus
Kattenturm), BRATwurstpavillon, SPD-Informationspavillon (die Vorsitzende des Ortsvereins Woltmershausen gab sich persönlich die Ehre), DGB-Bühne, TIBET-Informationstisch, KUHLE
WAMPE-Motorrad-Club, SOZIALISTISCHE ALTERNATIVE-Fahrrad-Anhänger, BECKS-Bierwagen, IG-Metall-Zelt und andere Kleinpavillons erwarten den arbeitskampfbereiten Genossen auf dem Domshof eine halbe
Stunde vor Eintreffen des Demonstrationszuges. Einige Kampf-Genossinnen und Kampf-Genossen halten sich bereits an den ersten Bieren und Bratwürsten fest, andere an den Champignons oder an
den niederländischen Poffertjes. Wo ist die einstimmende Musik der früheren Jahre? Keine Blasmusik, keine Arbeiterlieder, kein Spielmannszug, nix. Wo sind wir denn hier? Vor der
überdimensionierten DGB-Bühne sind kleine Partytische aufgestellt, an denen sich die Biertrinker und Bratwurstesser bereits festhalten.
Dann: De Zoch kütt. Karneval der politischen Eitelkeiten. Nicht Musik erschallt, keine Schalmeien, keine Trompeten – stattdessen: Lautsprecher übertönen sich gegenseitig, teilweise mit barocken
postkommunistischen Parolen. Viele bunte Fahnen und Spruchbänder. Völlig ungeordnet, chaotisch. Fahrräder werden mit geschoben, gnatschende Kinder auf den Schultern ernstblickender
GEW-Aktivisten, Handwagen, Offene Lastwagen ähnlich Love-Parade. An der Ecke ein Chor: die Internationale. Am Alex hat sich eine VERDI-Gruppe, die den Zoch vor Eintreffen auf dem Platz schnell
verlassen hat, eine Tischreihe gesichert und schon einmal Bier bestellt. Auf dem DKP/UZ-Wagen wird auch lauthals gesungen, ich glaube vernommen zu haben: Auferstanden als Ruinen und der Zukunft
zugewandt, oder so ähnlich. Waren da im Vorbeifahren nicht auch die alten Plakate von Stalin und Ulbricht oben auf dem Wagen zu sehen? Ich kann mich auch getäuscht haben. Es werden wohl Marx und
Engels gewesen sein.
Dann fängt die Rede der DGB-Lautsprecherin an. Schnell weg hier. Noch eine schöne Tasse Bohnenkaffee im Classico, dann ab nach Hause und in Ruhe Schalke 02 gegen Werder anschauen. Da spielen
Profis, die wissen, wie man eine Großveranstaltung organisiert.
Montag 23. August / Dienstag 24. August 2010
PFAU, PFISCH UND PFEI IM RADIO
von Katharina Loewe
Katharina Loewe hat Radio gehört
Sonntag versaut
Nichts Böses ahnend
kam ich Sonntagfrüh gerade vom Gottesdienst nach Hause zurück, als auch schon das Telefon klingelte. Mein Herausgeber war dran. Er bat mich, sofort das Radio einzuschalten und mir eine
Sendung anzuhören und darüber zu schreiben. Er selbst sei nicht in der Lage dazu, da er gerade sein Frühstück zurückbefördert habe von innen nach aussen, als er hörte, wer in die Sendung
eingeladen worden sei. Ob das denn sein müsse, wollte ich mich vor der Aufgabe noch drücken. Ich erklärte, dass ich gerade eine schöne Predigt gehört hätte über das Thema "Liebe den Nächsten",
und nun solle ich mir eine Sendung anhören mit Pfau, Pfisch und Pfei. Wie das denn zusammenpasse? Ob er mir auch noch meinen Sonntag versauen wolle? Nun gut, gegen die Arbeitsaufträge von
Herausgebern kann man ja so wie so nichts machen, also hörte ich mir die Sendung an.
Und ich muss gestehen: ich war erschüttert, schlimmer hätte es nicht kommen können. Was hat das Radio sich da geleistet? Das Radio, das so einen hohen kulturellen, politischen,
sozialen und intellektuellen Level für sich in Anspruch nimmt, und diesen in der Regel ja auch erreicht. Das Radio, das so wunderbare Weltmusik sendet, das Radio, das mich
morgens bereits mit den besten und schlauesten Berichterstattungen und Kommentaren über das nationale und internationale Weltgeschehen versorgt, das Radio, das regelmässig intelligente
Persönlichkeiten aus Politik, Wirtschaft, Kultur, Literatur und Geisteswissenschaften präsentiert - über Eugen Drewermann wollen wir an dieser Stelle nicht reden, das ist ein eigenes Kapitel - ,
das Radio also mit dem höchsten intellektuellen Anspruch aller Sender in Norddeutschland, wenn nicht sogar in ganz Deutschland und darüber hinaus, bietet uns am wertvollen Sonntagmorgen
zur besten Hörerzeit zwischen 11 und 12, kurz vor Beginn des immer wieder herrlichen Sonntagskonzertes, 3.Wahl - nämlich Pfau und Pfisch garniert mit Pfei.
Das Thema der Sendung war Jugendkriminalität und Jugendgewalt. Also ein äußerst sensibles Thema. Ausgangspunkt für die Sendung wieder einmal ein Buch. In diesem Falle das Buch, das die so
tragisch zu Tode gekommene Berliner Jugendrichterin ihrer Nachwelt als Geschenk hinterlassen hat. Das Ende der Geduld. Eine äußerst populistische Abrechnung mit dem gesamten Jugendgerichtswesen
in Berlin und in Deutschland und eine Aufforderung zu veränderten Massnahmen gegenüber gewalttätigen Jugendlichen. Besonders gegenüber Jugendlichen mit dem so genannten Migrationshintergrund, und
hier besonders gegenüber Jugendlichen mit türkischem oder arabischem Hintergrund.
Eigentlich wäre es Aufgabe unseres Bildungsradios gewesen, die populistischen, verallgemeinernden Thesen des Buches zu widerlegen und eine fachlich qualifizierte Expertenrunde dazu zu Wort
kommen zu lassen. Für diesen Part wurde als Alibi-Experte Pfei dazu gerufen, der ja, wie sich dann im Gespräch herausstellte, gar nicht Pfei aus Hannover war, sondern nur sein Double. Das Double
von Pfei bekam dann aber auch keine Chance, auch nur halbwegs die notwendigen wissenschaftlichen Gegenargumente gegen die populistischen Strömungen der Sendung an den Hörer zu bringen. Egal mit
welchen Zahlen das Double operierte, Pfau und Pfisch erzählten als Praktiker des Jugendhilfewesens und des Jugendgerichtswesens frei Schnauze aus ihrer Berufswelt. Und das nicht etwa auf einem
akademischen, abstahierenden Niveau, sondern aus dem Nähkästchen. Dabei scheute Pfau z.B. auch nicht davor zurück - selbst nicht in der Lage 3 bis 4 Gedanken in einem zusammenhängenden Satz zu
vereinigen - den Fussballspieler Mesut Özil, der gerade von Bremen nach Madrid gewechselt ist, in einem Atemzug mit gewaltbereiten und gewalttätigen Jugendlichen mit Migrationshintergrund zu
erwähnen. Ein Erziehungsanstaltshelfer, der selbst nicht fachgerecht lesen und schreiben kann, macht sich lustig über das Sprach- und Schreibversagen von jungen Menschen. Echt peinlich ey.
Die ernsthaften Diskussionen über das Jugendstrafrecht und die richtigen Strategien finden seit 60 Jahren auf hohem Niveau in verschiedenen Verbänden, Organisationen und Vereinigungen statt. Es
gibt außerordentlich hervorragende regelmässige Publikationen, die sich mit der Thematik befassen. Auch in Bremen haben wir Spezialisten in Wissenschaft und Forschung, in der
Jugendgerichtsbarkeit, in der Jugendhilfe, in den Wohlfahrtverbänden und bei den so genannten Freien Trägern, die sich der Thematik seit Jahren und Jahrzehnten innovativ und qualifiziert stellen.
Das hätte unser Radio wissen können und wissen müssen. Dann wäre bei der Sendung auch etwas ganz Anderes herausgekommen als dieses praktizistische, unreflektierte Geschwafel von harter
Hand, von gebetsmühlenartigen Verweisungen auf die Verantwortung von Kindergärten und Schulen, von männlichkeitsorientierten Erziehungsidealen bei den Türken, von den Pappenheimern und ähnlichen
Bildern. Kein Wort über die unterversorgten Armutslebenslagen, aus denen die Täter erwachsen; kein Wort über die Spaltung der Gesellschaft, kein Wort über den Sozialabbau und die Verkümmerung der
Jugendhilfe. Alles nur auf der Erscheinungsebene abgehandelt. Alles ganz schlimm. Auch diese Sendung. Das macht doch sogar BILD-TV besser!
Katharina Loewe
Sonntag 10. Oktober 2010
Fenix & Upupa am Sonntag
LANDSCHAFTSGÄRTNERINNEN MACHEN EINEN AUF JUGENDFÖRDERUNG
Im Haus der Wissenschaft in Bremen
fand am Donnerstag 07. Oktober 2010 eine Fachtagung unter dem Titel:
STADT FÜR ALLE - PLATZ FÜR JUGEND
statt.
Unser Jugendhilfekorrespondent hatte sich als Teilnehmer angemeldet und war an dem Fachtag von Anfang bis Ende dabei, obwohl er in der Mittagspause fast am Fischwagen von Schorse auf dem Domshof
hängen geblieben wäre, weil Schorse wunderbare Geschichten von zu Hause erzählte. Die Erzählungen auf dem Fachtag fielen dagegen deutlich ab. Wer will denn schon wissen, weshalb neben einem
staatlich geförderten Jugendfreizeitheim in Bremen-Nord eine Tischtennisplatte aufgebaut wurde, die aus einem Sonderfonds finanziert wurde?
Kritische, satirische, persiflierende Stellungnahmen und Aufdeckungen von Sozialen Widersprüchen und Sozialpolitischen Skandalen. Kritik der Sozialen Strukturen und der Sozialen Organisationen
3 /11
Freitag, 14.Januar 2011
ZUCKERPANIK
Eine Selbstbemitleidung von Ulrich Pelz (dm 2)
Was müssen wir Zuckermenschen denn noch alles über uns ergehen lassen? Reicht es denn nicht aus, dass wir an jedem Stück herrlicher Schwarzwälder Kirschtorte vorbeischauen
müssen; ist denn nicht ausreichend, dass wir auf dem Bremer Weihnachtsmarkt die Einladung zum Glühwein ausschlagen müssen, um stattdessen literweise Vilsa-Brunnen ohne Kohlensäure in uns
hineinzuschütten. Was verlangt ihr denn von uns Süßen noch? Warum dreht ihr Filme über uns, wie den gestern Abend im NDR III-Fernsehen, die den angeblichen Nichtzuckermenschen und uns
Zuckerbetroffenen weißmachen wollen, dass wir Hoffnungslosen kurz vor dem Gang in die ewigen Zuckerrübenfelder sind?
Und über allem lassen dann die Filmkünstler diesen moralinsauren Belehrungsblick der Nocheinmaldavongekommenen kreisen. Selbst schuld, wenn ihr euch täglich mehrmals wie die Heroinjunkis spritzen
müsst! Da können wir doch nichts für, wenn ihr löffelweise Medikamente schlucken müsst und euch ständig die Finger blutig pieken müsst! Was haben wir damit zu tun, wenn ihr reihenweise
wegen Unterzuckerung unter den Tisch kippt und dann auch noch bewußtlos werdet? Ihr seid es doch, die zu übergewichtig seid und zu wenig Sport betreibt. Ihr freßt doch die dicken Schweinshaxen
und die fetten Torten. Warum lauft ihr nicht wie der Mann, den wir euch hier im Film zeigen, regelmäßig und täglich mehrere Kilometer mit eurem Hund durch den Wald und werdet dünn? Warum habt ihr
keinen zertifizierten Riechhund, der euch am Knie kratzt, wenn eure Zuckerwerte schlecht sind? Und dann noch Onkel Doktor in Schlips und Kragen und mit hochgeschlossenem weißen Onkeldoktorkittel!
Diabetologe! Die üblichen Panikattacken gegenüber den Patienten: Hochdruck, Herz, Bein ab, Gefässe, Insulinproduktion, Leber, Galle, dod, mausedod - wie Briol sagen würde.
Dabei wäre es für uns - und auch für die Sauren- doch so einfach! Gebt uns doch endlich die eine einzige Pille, die wir benötigen, damit unsere Bauchspeicheldrüsen ordentlich arbeiten. Die Pille
gibt es ja bereits, sie wird nur noch verschlossen gehalten in den Geheimlaboren der Pharmazie. Wenn sie diese kleine Pille nämlich herausrücken würden, dann würden riesige
Arzeneimittelindustriezweige zusammenbrechen, die den wenigen geldsüchtigen und geldabhängigen Kapitaleignern (im Verhältnis gesehen zu den Millionen von insulinabhängigen Diabetikern, Dunkelfeld
noch gar nicht mitgerechnet) ihre süßen Einkünfte vermiesen würden. Wir bräuchten kein künstliches Insulin mehr, wir bräuchten keine Spritzen mehr und keine automatischen externen Insulinpumpen.
Die unendliche Vielzahl von Messinstrumenten und Piksern würden nicht mehr mehrmals täglich gebraucht. Die Pille ist ja wohl längst entwickelt. Die Uni Bremen soll hier unter anderen in der
Forschung mit führend sein. Ja, dannn kommt das Argument: bis ein Medikament auf den Markt darf dauert es eben manchmal 5 - 15 Jahre. Diese 5 - 15 Jahre sind doch längst vorüber! Gebt die Dinger
endlich raus!. Damit wir Süßen wieder ohne rot zu werden in einen echten Berliner beißen können, oder noch viel biologischer: damit wir endlich wieder in einen saftigen Apfel beißen dürfen und
beim Geburtstag der Oma nicht unsere trockenen, staubigen Diabetikerkekse auf den Tisch bringen müssen, sondern auch ein Stück von dieser schönen saftigen, sahnigen, zuckrigen Schwarzwälder
Kirschtorte abbekommen. Und hinterher bringt Oma dann die 2 Flaschen von diesem lieblichen "Niersteiner Bauchspeicheldrüsenglück rose" auf den Tisch, und wir können uns ohne
Diabetikerskrupel einem Gläschen davon widmen. Mahlzeit und Prost zusammen!
Nr. 5/12
Donnerstag, 01.März 2012
GEIERDÄMMERUNG
NEUES INSOLVENZRECHT
AB 01. MÄRZ 2012
Das hätte nach meinem Geschmack 10 Jahre früher kommen können. Das neue Recht stärkt die Möglichkeiten der Unternehmen zur Selbstregulierung der Zahlungsschwächen und die Rechte der Gläubiger zur
Durchsetzung ihrer Forderungen. Es steht nicht mehr sofort ein drittklassiger Rechtsanwalt mit seiner scheußlichen Gehülfin auf der Matte und übernimmt das Kommando. Nach dem neuen Recht muss der
Erhalt des Unternehmens im Vordergrund stehen und nicht die unwürdige, unmenschliche Zerschlagung der Betriebsstrukturen und Personalstrukturen. So können Unternehmer , die in jahrelanger Arbeit
die Unternehmen aufgebaut und entwickelt haben, nicht mehr mir nix dir nix vor die Tür gesetzt werden und um ihren menschlichen Verstand gebracht werden. Also, keine Aasgeierei mehr, kein
Taschenvollstopfen mehr. Hoffentlich setzt sich das vernünftig durch.
Ulrich Pelz, ehemaliger Geschäftsführer des Bremer Vereins für Jugendhilfe & Soziale Arbeit e.V., hat im Jahre 2004 während einer Herzoperations-Reha am Timmendorfer Strand von einem
stadtbekannten Geier die Kündigung erhalten.
Montag, 01.Oktober 2012
UNTER NORMALEN UMSTÄNDEN...
..eine konjunktivistische Lebensbetrachtung zum 01.Oktober 2012 von Uli Pelz
...unter normalen Umständen wäre heute am 01.Oktober 2012 mein letzter normaler Arbeitstag vor der Rente gewesen, und gleichzeitig mein Abschiedstag von dem geliebten Verein und
von den geliebten Vorstandsmitgliedern und den geliebten Vereinsmitgliedern, sowie von den unbeschreiblich geliebten Mitarbeitern und Mitarbeiterinnen. Rentenbeginn wäre
normal der 1.November gewesen, ich nehme aber noch Resturlaub und Überstundenausgleich und gebe heute für alle zum Abschied fürchterlich einen aus. Der 1.Vorsitzende würde einen
Sonderteller mit Häppchen und Schnittchen bekommen, da er sonst den anderen Abschiedsgästen alles wegfressen würde. Meiner Sekretärin Gabriele würde, wie immer, der 1.Platz in der
Kalt-Warmen-Büfett-Reihe eingeräumt werden, da sie aus Futterneid sonst zerplatzen würde. Helmut und Horst bekämen Plätze direkt neben den Bierkisten zugewiesen, damit sie nicht
ständig laufen müssen - was ihnen ja im Betriebsablauf auch immer schwer gefallen ist. Ich würde dann noch eine letzte Abschiedrede halten, in der ich mich besonders bei der
Jugendgerichtsbarkeit, bei der staatlichen Sozialadministration und bei den sonstigen Förderern der Jugendhilfe bedanken würde. Hier würde ich dann noch die besonderen Verdienste
von Karin, Arnold, Jürgen, Bernd, Christel, und wie diese ganze Bande heißt, hervorheben. Und dann ganz schnell weg, bevor Spürmann und seine häßliche Gehülfin kommen - was ich
zum Glück ja bereits Jahre vorher erleben durfte.
...unter normalen Umständen würde ich heute am 01.Oktober 2012 aus meiner Stadtwohnung heraus noch einmal vor die Tür treten zu einem kleinem Abendspaziergang. Sicherlich wäre ein
Hund in meiner Begleitung, vielleicht ja sogar die Frau. Der Hund würde wohl Friedhelm heißen, ein Namenswechsel der Frau würde nicht erforderlich sein. Einfach noch einmal ein
wenig Stadtluft vor dem Schlafengehen schnuppern, das Gequitsche der Straßenbahnen in den Kurven einatmen, das Herauskommen der Besucher aus den Kinos und Theatern beobachten -
sind sie glücklich oder enttäuscht? Vielleicht ein kleiner Gang noch in die Kneipe. Gut, es muss ja nicht die Klause 38 sein. Wird wohl eher der Ratskeller sein. Obwohl: da darf
der Hund nicht mit hinein. So käme dann eben die Frau mit hinein. Dann wäre noch ein letzter Gang am Fluss entlang fällig, oder durch den Park, derweil die Frau bereits schon
schlafen würde - wegen des Hundes. Ein wenig verweilen noch auf der nächtlichen Parkbank, dem Hund das Maul streicheln, noch eine Zigarette, von fern ein leiser Akkordeonklang
begleitet von einer Harfe. Ja, Paris, Rom oder Lissabon. Wir träumen gerne. Dann auf der Parkbank böses Erwachen: Friedhelm winselt. Es ist nicht Montmartre, es ist nicht Fontana
di Trevi, es ist nicht Baixa - es ist Pusdorf!
FUGELFREY
UNFALL
Bei der Bearbeitung der "LESEMAPPE, abgegriffen seit 2010" sind leider die Texte der Rubrik FUGELFREY komplett gelöscht worden. Wir versuchen krampfhaft über die
Sicherungs-systeme die Texte wiederzufinden. VORLÄUFIG stellen wir ein kurzes Inhaltsverzeichnis von FUGELFREY ein. Wenn die Originaltexte wieder aufgetaucht sind, dann werden sie
unverzüglich hier veröffentlicht
13/22
Montag, 19.August 2013
MONTAGSFRAGEN & MONTAGSANTWORTEN ZUM SONNTAGSBRATEN
Beantwortet von Päps & Pelz1
Herr Wilfried Jung-Plattler aus Wanne-Eickel fragt per SMS an:
„Sacht ma Leute dat mit den Weggiday kann doch wohl für den Sonntag nich gültig sein da gibt dat doch weiterhin Sonntagsbraten oder?“
13/33
Dienstag 02.April 2013
ÖSTERLICHE NACHBETRACHTUNG EINES ATHEISTEN
oder: die Würdigung des gefärbten Eies
von Uli Pelz
Nr. 18/12
Montag 13. August 2012 (Tag des Mauerbaus)
WENN DU AUF DEM BAU MAL SCHIFFEN WILLST....
über das spruchreligiöse, verpisste Gehabe und Getue von Unternehmensberatern, Coaches, Personalentwicklern und sonstigen Geheimberuflern, die von der Realität der Arbeitswelt
null Ahnung haben...
Nr.11/12
Sonntag, 17.Juni 2012
AUSNAHMEZUSTAND / 17.Juni
Ein Befehl von Josef Fellstein
Der 17.Juni ist für Deutschland ein historischer Tag, an dem auch regelmäßig, genau wie heute, der Ausnahmezustand, also Kriegsrecht, ausgerufen werden muss
Nr. 2/12
Sonntag, 29.Januar 2012
REIF FÜR DIE KLINIK OST
MIT DEN NERVEN AM ENDE
Herausgeber Uli Pelz musste in die psychiatrische Ambulanz
30/11
Samstag 08.Oktober 2011
Ein Samstag ohne Fussball ist wie:
- Tafelspitz ohne Spitz
- Sozialarbeit ohne Supervision...
23/11
Sonntag 07.August 2011
SONNTAGFRAGEN
SONNTAGSGEDANKEN
…heute früh mit dem Radio-Weltempfänger aufgewacht und das Sonntagsfeature auf Nordwestradio gehört. Manfred Hausmann
22/11
26. April 2011
DIE HEISSE PHASE DES WAHLKAMPFES IN BREMEN BEGINNT
Endlich. Darauf freuen wir Wahlvolk uns doch bei jeder anstehenden Parlamentswahl: dass die Fetzen fliegen!
13/11
Dienstag 15. Februar 2011
ZUM THEMA WINTERREIFEN
Der Winter wird ja wohl voraussichtlich noch einmal zurückkehren. Für das Wochenende sind schwere Schneestürme aus der Gegend Finnland / Schweden rüber nach Norddeutschland
vorhergesagt
7/11
Montag 31. Januar 2011
LikiPeaks
Gebietsreform Bremen - Niedersachsen
Mahndorf und Arbergen zu Achim
im Gegenzug: Oyten mit dem Banhof Sagehorn zu Bremen
Die Züge zwischen Hamburg und Köln halten in Bremen nicht mehr. Bremen ist weitgehend vom Fernnetz der Bahn abgetrennt
4/11
Neues von LikiPeaks
VERZWEIRADUNG UND VERVIERBEINUNG DER STADT
Hier werden geheime oder geschützte private Dokumente, die der Redaktion von F&U vertraulich und kostenlos zur Veröffentlichung im Internet zur Verfügung gestellt werden,
veröffentlicht
Eine Kohlfahrt, die ist lustig - eine Kohlfahrt, die ist schön. Katharina ist weg und der Herausgeber muss wieder einmal selbst zur Feder greifen!
Ein nachweihnachtliches Fazit von Ulrich Pelz
Dienstag 14. Dezember 2010
WAS UNSERE JUNGS UND MÄDELS IN AFGHANISTAN SO IM SPIND KLEBEN HABEN
Der wahre Grund der Reise unseres Verteidigungsministers nebst Gattin
Sie waren im Fotostudio von Kabul
Sonntag 28.November 2010
F&U am Sonntag
JETZT GEHTS LOS
DIE GRÜNEN WOLLEN ES WISSEN
oder: in Hamburg ist nicht nur ein Sack Reis umgekippt
SIE LASSEN DIE EHE MIT DEN SCHWARZEN IN HAMBURG PLATZEN:
Wenn das man gut geht! Im Überschwang der Umfrageselbstliebe (siehe unten) streben die GRÜNEN jetzt an die Macht
Montag 22. November 2010
GRÜNES WOCHENENDE
Unser Jung-Volontär Armin Wnoucek muß heute einmal alles für F&U erledigen
17. November 2010
Buß- und Bettag
AKTUELLES AUS DER BUSS- UND BETHALLE; ODER: KALTES KNIPP
In die Anwesenheitsliste der Buß- und Bethalle haben sich heute eingetragen:
Seltene Vögel
Menschen und andere Lebewesen, die sonst nicht im Blickpunkt öffentlicher Medien stehen
Freitag 27.Juli 2012
FRAU SCHNODDER* RETTET DIE WELT * Namen von der Redaktion geändert
Sie gibt sich mit ihrer Rolle als Unterbevollmächtigte nicht zufrieden, sie möchte amtlich mehr sein. Sie möchte Generalbevollmächtigte sein.
Wir hätten gerne ein aktuelles, freigegebenes Foto von Frau Schnodder veröffentlich. Leider ist es nicht gelungen, eine Fotofreigabe bei den Anwälten von Frau Schnodder zu
erwirken, so dass wir auf ein Fotohilfsmittel zurückgreifen müssen: Frau Schnodder ähnelt einer der beiden links abgebildeten Damen . Welcher, das dürfen wir aus
datenschutzrechtlichen Gründen leider auch nicht mitteilen. So ergibt sich für den verehrten Leser und für die verehrte Leserin hier an dieser Stelle leider ein kleines
Fotoratespiel. Einsendungen an die Redaktion bitte per Kontaktformular. 1.Preis: Eine Reise als Beifahrer/in (Unterbevollmächtigte/r) im PkW des Herausgebers am 7.November
nach St.Petersburg.
Kommen wir zur Sache: Frau Schnodder setzt alle Hebel in Bewegung, um Generalbevollmächtigte nach BGB und nach Betreuungsrecht für die 9ojährige Mutter, die in der
Altenpflegepension lebt, zu werden. Die Generalvollmacht von 1997 ist bisher auf einen gewissen Herrn mit dem Doppelnamen Keinerlei-Verantwortung* ausgestellt, welcher der
Bruder der Schnodder ist. Im Zuge ihres Kreuzzuges um die Erlangung der Hauptvollmacht, man könnte auch von Amoklauf sprechen, schreckt Frau Schnodder vor keinerlei Untaten
zurück: Falschbehauptungen, Diskreditierungen, Beleidigungen, Verdrehung von Tatsachen, Spekulationen. In der Quintessenz beantragt sie beim Betreuunggsrichter den Widerruf der
Generalvollmacht für Keinerlei-Verantwortung und für sich selbst die Totale Betreuungsvorsorgegeneralvollmacht für die demenzkranke Mutter, damit sie die Vermögens- und
Amtsgeschäfte (die Mutter hat weder Vermögen noch amtliche Vorgänge) ohne mit der unwürdigen, unterwürfigen Untervollmacht ständig Keinerlei-Verantwortung, den bisherigen
Generalbevollmächtigten, fragen zu müssen.
Auf Nachfrage der Redaktion bestätigt uns Keinerlei-Verantwortung, dass die Hauptbetreuung der Mutter von Schnodder wahrgenommen wird. Das, so Keinerlei-Verantwortung,
bedeute aber nicht, dass er sich aus dem Betreuungskontext gänzlich verabschiedet habe. So habe er nach wie vor ein herzliches Verhältnis zur Heimleitung, auch zahle er gerne
monatlichen Unterhalt für die Mutter und gerne hat er auch für die Mutter eine Internet-Seite eingerichtet, auf der er ständig in Abständen die aktuelle Situation der Mutter
dokumentiere. Bei Besuchsgelegenheiten könne es durchaus vorkommen, so Keinerlei-Verantwortung, dass er beim Füttern der Mutter erwischt werde.
Tja, was soll nun aus der Sache werden. Keinerlei-Verantwortung hat der Redaktion gegenüber bereits angedeutet, dass er um eine möglichst unbürokratische Lösung bemüht sein wird.
Er wünsche der Mutter eine baldige Erlösung von ihrem langen, von vielen Hochs und Tiefs bestimmten Leben. Auch wünsche er sich eine Erlösung von der Konfrontation mit Schnodder,
die - so Keinerlei-Verantwortung- getrieben sei von unbändigem Ehrgeiz und einem fast urchristlichen, missionarischen Altruismus. Alle um sie herum sind schlecht oder
hilfebedürftig. Nur sie, Gabriele Schnodder, kann die Welt noch retten!
Montag 13. September 2010
Dorfnachrichten
Bassen Überseefestival Spieloasen
SPORT
Auswärtssieg - Der TSV Gut Heil Bassen gewinnt in Dörverden 2:1. Es wäre sogar mehr drin gewesen.
Durch Tore von Volker Henke in der 32. Minute und Yasar Gerken in der 36.Minute (Elfmeter) ging Bassen bereits in der 1. Halbzeit 2:0 in Führung. Wäre nicht Denis Schymiczek in
der zweiten Hälfte an dem hervorragenden Dörvedener Torwart Bogutzky gescheitert, hätte es gut und gerne schon früh 3:0 heissen können. Der Bassener Torwart Rathjen hatte auch
einen guten Tag, er hielt sogar einen Elfer.
Von Dörverden war nicht viel zu sehen. Cordes und Schünemann hämmerten selbst in der Nachspielzeit noch zweimal gegen den Pfosten. Bassen jetzt auf Platz 5.
ROCKMUSIK
Überseefestival am 17. und 18. Septemberin der Überseestadt
Am kommenden Freitag und Samstag geht die Post ab in der Überseestadt.. Der Eintritt ist frei. Es treten auf: Black Night
Crash(lauter, dreckiger Gitarrenrock), Pyrosis(Alternative Rock / Grunge ), Stun(Indierock), JamesLars and The Sexual Chocolate
(Electro Soul & Funk), verschiedene Schulbands, Snowplow (energievoller
Groove-Rock), Hymns for Heinrich (Rock-Shoegaze), Kabana (deutscher Indie/Rock/Blues), Alex Amsterdam(Indie / Pop), Dreadnut Inc. (SKA, Reggae), Mad Monks (Ska-Punk-Kirchencore) Programm siehe hier: http://www.ueberseefestival.de/
NACHBARSCHAFTEN
Erneuter Spielplatzfrevel in Bremen.
Es ist immer wieder das gleiche Spiel: Ein Spielplatz in Bremen soll renoviert und erneuert werden. Das Amt will Geld dafür ausgeben. Die Frau vom Amt und die Frau von der
Landschaftspflege rufen die Kinder und Jugendlichen zusammen. Die dürfen dann sagen, was sie alles auf dem neuen Spielplatz haben möchten. Die Befragung der Kinder wird dann
hochtrabend Partizipation genannt. Die Frau vom Amt und die Frau von der Landschaftsverunstaltung kaufen dann entsprechend der Wunschzettel der Kinder und Jugendlichen bei
der Spielplatzgeräteindustrie ein und stellen die schöne nachbarschaftliche Freizeitfläche zu mit Rutschen, Schaukeln Wippen, Drehkarussellen, Klettergerüsten,
Holzkamelen,Wanderbrücken, Seilbahnen und anderem industriellen Kinderklimbim. Ein Platz, vollgestellt mit Holzungetümen und Metallmonstern, den sie dann nach Fertigstellung
"Spieloase" nennen. So zuletzt geschehen auf dem Spielplatz in Kattenturm - Karl-Grunert-Straße / Auf dem Beginnenlande. Wie es auch anders gehen kann ohne den industriellen
Spielplatzmüll zeigen verschiedene naturbelassene Spielflächen in Bremen, auf denen die Kinder ihre eigene spielerische Kreativität entdecken können, ohne Gefahr zu laufen, vom
Kamel zu fallen, von der Wanderbrücke zu stürzen, von der Wippe erschlagen zu werden, im Klettergerüst hängen zu bleiben oder von der Schaukel zu fliegen. Die schöpferische Armut
findet für die Kinder nicht vor dem Fernseher oder dem Computer statt, sondern auf diesen "Spielplatzbrachen". Schade um das schöne Geld, das in der Kinder- und Jugendhilfe gut an
anderen Stellen gebraucht werden könnte!
Nun wird es ernst für Bremen. Es muß einmal mehr eine kräftige Haushaltsbremse gezogen werden. Damit der netten und bemühten Finanzsenatorin das Lachen nicht vergeht, hat sich die
F&U-Redaktion ernsthafte Gedanken gemacht, an welchen Ecken und Enden in Bremen gespart werden könnte.
Hier sind die Vorschläge der F&U-Redaktion zur Sanierung des Bremer Haushaltes:
Gespräche mit Bürgermeistern, Senatoren, Senatsdirektoren, Staatsräten hinunter bis zu den Regierungsdirektoren nur noch gegen bar Kralle. Mindestsumme: 5.000 € / nach oben
keine Grenzen. (siehe unten: Ist doch eine gute Idee)
Die Bürgerpark-Tombola koppeln mit einer Bürgermeister-Tombola. Das Los kostet dann 1,50 €. Davon gehen 0,75 € an die Esel im Bürgerpark und der Rest an die anderen. Die
reiche bremische Wirtschaft erhöht ihre Spenden in die Tombola. So könnten zur Steigerung der Attraktivität der Gewinne z.B. statt 1 Glas Leberwurst von Könnecke 2 Gläser
ausgegeben werden, oder: statt 1 koreanischer Kleinwagen 1 SKL von Mercedes, oder: statt 1 Gewoba-Ente 1 Jahr mietfrei wohnen bei der Gewoba
Völlige Neustrukturierung - sprich: Verschlankung - der Bremischen Verwaltung um mindestens 1/3 des Volumens, Abbau von unnützen verbeamteten zumeist gehobenen oder höheren
Däumchendrehstellen, Vergabe von öffentlichen Aufträgen an preisgünstigere private Dienstleister, z.B. im Jugend- und Sozialhilfebereich, im Strafvollzugsbereich, im
Bewährungshilfebereich, im Landschaftspflegebereich, im Versorgungs- und Entsorgungsbereich und nicht zuletzt im Kulturbereich.
Verkleinerung des Bremischen Staatsgebietes, Verkauf von Randstadtteilen an potente niedersächsische Nachbargemeinden. So könnte z.B. das gesamte Osterholz an Oyten gehen, oder
Mahndorf an Achim. Genau so könnte Huchting und Grolland zurück ins Oldenburgische gehen. Und warum nicht das Gebiet Wolfskuhle, Kattenesch, Kattenturm an Stuhr abgeben - da wären
einige nachbarschaftliche Konflikte auf einen Schlag gelöst. Der Flughafen könnte da mit ins Paket. Und dann Bremen-Nord. Das ist doch nur Ballast für Bremen, zumal die Bremennorder
ja ohnehin kein "Bremengefühl" haben. Weg damit, OHZ würde sich freuen - Vegesack könnte die neue Hauptstadt des Landkreises werden. Mit der Abgabe der Randstadtteile - über
Woltmershausen und Rablinghausen könnte man ja auch noch reden - würde Bremen sich auch der meisten sozialen Probleme entledigen und enorme soziale Kosten einsparen. Die Redaktion von
F&U könnte sich sogar eine Reduzierung des Stadtgebietes auf die jetzigen "Umweltzonen" vorstellen unter Einschluß des Weser-Stadions. Der SVW muß bei Bremen bleiben